9. Tag Ticonderoga (NY) — North Adams (MA): 348 km
Wir brechen recht früh auf und brauchen über die 22A (South) und Interstate 4 (East) ca. eine Stunde bis Rutland, wo wir bei Dennys eine Frühstückspause einlegen. Als wir weiterfahren, hat es zu regnen begonnen. Von der schönen Strecke, die uns der Reiseführer versprochen hat, ist wegen des immer dichter werdenden Regens so gut wie nichts zu sehen. Was für ein Kontrast zum gestrigen Tag.
So fahren wir ziemlich frustriert ohne größere Stopps durch den Regen und erreichen am frühen Nachmittag North Adams. Der Ort wird von alten Industriegebäuden geprägt und ist ausgesprochen häßlich. Damit passt er ausgezeichnet zum miesen Wetter und unserer Stimmung. Unser Zimmer im Holiday Inn (99 US$/Nacht) ist riesig, könnte aber sauberer sein. Um wenigstens mal an die frische Luft zu kommen, machen wir einen kleinen Spaziergang durch den Ort. Anschließend trainieren wir unseren Frust im Fitnesscenter des Hotels ab.
Unsere Stimmung bessert sich, als wir die Vorhersagen im Weather Channel verfolgen. Morgen soll es tatsächlich besser werden. In “Walking Distance” finden wir dann noch einen schönen Brew Pup, wo wir eine sehr gute Fajita bekommen. So findet ein total verregneter Tag dann doch noch seinen versöhnlichen Ausklang.
10. Tag — North Adams (MA) — Portsmouth (RI): 533 km
Heute liegt eine Rundfahrt durch die Berkshires und der weite Weg bis Portsmouth, Rhode Island vor uns. Also brechen wir zeitig auf, damit wir unser Programm bewältigt bekommen. Der Weather Channel hat nicht zu viel versprochen: die Sonne lacht uns aus einem stahlblauen Himmel heraus an. Was für eine Wohltat nach dem gestrigen Katrastrophen-Tag!
Nicht weit von North Adams liegt Williamstown. Dieser Ort macht beim Durchfahren einen sehr sympathischen Eindruck und wäre sicherlich die bessere Wahl für eine Übernachtung gewesen. Wir wechseln auf den Highway 7 (South) und fahren über Pittsfield nach Lenox und Lee. Beide Orte sind sehr schön, Neuengland wie aus dem Bilderbuch.
Pech nur für uns, dass wir trotz intensiver Suche kein Restaurant zum Frühstücken finden. Hier gibt es offensichtlich nur Bed & Breakfast-Häuser, so dass sich das Geschäft für Coffe Shops oder Frühstücksrestaurants nicht lohnt. Erst im nächsten, ebenfalls sehr malerischen Ort, Stockbridge, werden wir fündig und bekommen im “Main Street Cafe” ein spätes Frühstück. Beim anschließenden Verdauungsspaziergang durch den kleinen Ort erfreuen wir uns an leuchtenden Bäumen, die einen tollen Kontrast zum tiefblauen Himmel darstellen. So haben wir uns den Indian Summer vorgestellt. Warum hat es das Wetter nicht öfter so gut mit uns gemeint?
Wir folgen der 7 (South) bis Great Barrington und wechseln dort auf die 23 (East). Hier erleben wir den buntesten Wald der ganzen Reise und können uns kaum sattsehen. Über den Highway 8 fahren wir dann Richtung Norden und erreichen nach 6 Stunden und 202 km wieder unseren Ausgangspunkt, North Adams.
Wir haben uns für diesen Umweg entschieden, da wir noch einmal den Mohawk-Trail (Highway 2 zwischen Greenfield und Williamstown) befahren wollen, wo wir gestern wegen des Regens absolut nichts gesehen haben. Von der Strecke, die als landschaftlich sehr eindrucksvoll beschrieben wird, sind wir unter dem Strich doch etwas enttäuscht. Der Kancamagus Highway in den White Mountains hat uns jedenfalls besser gefallen. An den einzelnen Sehenswürdigkeiten und Aussichtspunkten halten wir nur kurz, da es einerseits nicht so viel zu sehen gibt und uns andereseits auch etwas die Zeit davonläuft. In dem kleinen beschaulichen Ort Shelburne gönnen wir uns jedoch einen etwas längeren Stopp. Zu sehen gibt es einen Wasserfall, eine mit Pflanzen bewachsene Brücke und eine Glasbläserei. Hier ist es wirklich ganz nett.
Es ist 17:00 Uhr als wir endlich bei Greenfield das Ende des Mohawk- Trails erreichen und die Landstraße gegen die Interstate 91 (South) eintauschen. Jetzt noch 2 Stunden auf die Tube drücken, und dann sind wir in Rhode Island. Denkste! Nach 17 Meilen ist der Spaß vorbei — Stau! Heute ist Columbus Day und Feiertag in den USA. Da scheint alle Welt unterwegs zu sein. Wir haben überhaupt keine Lust auf Stau und beschließen, die Interstate zu verlassen. Über die Highways 9 (East) und 32 (South) erreichen wir schließlich die Interstate 90 (East), wo es mit hoher Verkehrsdichte aber staufrei weitergeht. Mittlerweile ist es dunkel und das Fahren sehr ermüdend. Gut, dass wir uns häufig abwechseln. So ein langer Tag im Auto wie heute, wäre für einen alleine doch sehr anstrengend. Über die Interstate 495 (South) und 93 South erreichen wir schließlich um 20:30 Portsmouth in Rhode Island, wo wir im Best Western Bay Point Inn für zwei Nächte (US$ 59/Nacht) reserviert haben. Der erste Eindruck ist nicht so toll: das Motel liegt total einsam, keinerlei Restaurants in der Nähe. Das Hotelrestaurant wird gerade renoviert und ist geschlossen. An der Rezeption erfahren wir jedoch, dass es mit dem Auto nur 3 Minuten bis zu einigen Restauants ist und erhalten eine detaillierte Wegbeschreibung. Wir laden nur kurz aus und fahren zu “Jonathan’s”. Hier werden wir angenehm überrascht: ein so stilvolles Restaurant hatten wir in dieser nicht sehr vertauenderweckenden Umgebung nicht erwartet.
Abgesehen von der Lage sind wir mit unserem Motel zufrieden. Die Zimmer sind ordentlich und geräumig. Es gibt ein Fitnesscenter und ein Hallenbad. Das beste ist natürlich der Preis: so günstig wie hier haben wir nirgendwo auf der Reise übernachtet.
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