9. Tag
Dawson City — Moose Creek Campground: 181 km
Entgegen unserer sonstigen Gewohnheit schlafen wir heute ziemlich lange und kriechen erst um 09:30 Uhr aus unseren Schlafsäcken. Wir beginnen den Tag mit einem sonnigen Frühstück mit schönem Blick auf den Yukon River. Um 11:00 fahren wir los und setzen mit der Fähre über nach Dawson City. Es ist sehr warm, kurze Hosen sind angesagt. Wir bummeln erneut durch den Ort und fahren anschließend zum "Dawson City Museum" auf der 5th Avenue. Die 3,50 CAN-$ Eintritt sind gut angelegt. Das Museum ist sehr interessant und vermittelt einen ausgezeichneten Eindruck in die Geschichte Dawson City's und der Zeit des Goldrausches.
Bevor wir Dawson City verlassen, machen wir noch ein paar notwendige Erledigungen: Einkaufen, "Dumpen" (Abwasser ablassen, Frischwasser auffüllen), Tanken und nach Hause telefonieren. Auf dem Klondike Loop Highway machen wir uns auf in Richtung Whitehorse. Nach ca. 4 km Fahrt biegen wir rechts ab in die unasphaltierte Bonanza Creek Road, die uns zur "Historic Dredge No. 4" führt. Hierbei handelt es sich um einen gigantischen Schwimmbagger, der in den 60er-Jahren zur Goldgewinnung eingesetzt wurde. Ein Film informiert über die Arbeitsweise dieses Ungetüms, dessen Inneres wir anschließend auf einer Führung besichtigen (Eintritt 5 CAN-$).
Wir fahren dann noch gute 100 Meilen und erreichen gegen 19:00 Uhr den Moose Creek Campground“, herrlich einsam in der Wildnis gelegen. Uwe & Sonja sind bereits da, ansonsten ist der Platz fast leer. Wir parken drei Stellplätze von den beiden entfernt und haben keinen Sichtkontakt mehr. Für den Platz bezahlen wir 8 Can-$. Wie auf den meisten kanadischen Campingplätzen, kann man sich auch hier an bereit liegendem Feuerholz bedienen. Nur spalten muss man noch selber. Wir grillen und verbringen den Abend zunächst alleine. Etwas störend sind die Mücken, die hier doch etwas vermehrt auftreten. Gegen 23:00 Uhr besuchen wir dann unsere "Nachbarn" und feiern gemeinsam in Sonjas Geburtstag (31) hinein.
10. Tag
Moose Creek Campground — Takhini Hot Springs Campground: 366 km
Heute frühstücken wir vier gemeinsam. Elke und ich bereiten alles vor, so dass sich das Geburtstagskind nur noch an den gedeckten Tisch zu setzen braucht. Wir wechseln sogar extra den Stellplatz, damit wir in der Sonne frühstücken können. Unsere Stimmung ist super, und wir kommen aus dem Lachen kaum heraus.
Gegen 11:00 Uhr brechen wir auf und begeben uns auf die lange Fahrt (370 km ) nach Whitehorse. Es bleibt zunächst sonnig, bewölkt sich dann aber im Verlaufe des Tages. Etwa auf halber Strecke machen wir eine längere Pause am "Five Finger Rapids Overlook". Ein kurzer Walk führt zu dem Aussichtspunkt, von dem man die 5 Felseninseln betrachten kann.
Diese Stelle war für die Raddampfer, die früher auf dem Yukon zwischen Whitehorse und Dawson City verkehrten, wegen der Strudel und Strömung ein schwer zu überwindendes Hindernis. Die Schiffe wurden mit Ankerwinden an langen, oberhalb der Stromschnellen angebrachten Seilen, gegen die Strömung flussauf gezogen.
Gegen 18:00 Uhr erreichen wir nach einer langen, überwiegend eintönigen Fahrt, den "Takhini Hot Springs Campground", ca. 25 km vor Whitehorse gelegen. Hier treffen wir auch — wie verabredet — Uwe & Sonja wieder. Der Campingplatz ist in privater Hand, und der Besitzer outet sich als ausgewanderter Deutscher. Auch hier zahlen wir nur 8 CAN-$ einschließlich Feuerholz.
Duschen kostet allerdings extra, denn hierfür muss man das zum Campingplatz gehörende Thermalbad aufsuchen, für das 4 CAN-$ Eintritt zu entrichten sind. Hier entspannen wir uns im 38° C warmen Wasser von den Strapazen der heutigen Fahrt. Nach dem Abendessen treffen wir uns bei Uwe & Sonja am Lagerfeuer und feiern aus Sonjas Geburtstag heraus. Zur Abwechslung wird es heute mal richtig dunkel. Man merkt, dass wir nun ein ganzes Stück weiter südlich sind, und die vielen Bäume und dicken Wolken am Himmel tragen ebenfalls zur Dunkelheit bei. Da macht es noch viel mehr Spaß, am Feuer zu sitzen.
11. Tag
Takhini Hot Springs Campground — Whitehorse — Skagway: 216 km
Wir starten gegen 09:30 Uhr und fahren nach Whitehorse. Wir nutzen die Einkaufsmöglichkeiten dieser relativ großen Stadt (ca. 23.000 Einwohner) und füllen in einem gut sortiertem Supermarkt unsere Lebensmittelvorräte auf. Uns fällt auf, dass viele Menschen hier indianischer Abstammung sind. Beim Tanken machen wir eine ganz neue Erfahrung: da wir für mehr als 100- CAN-$ getankt haben, erhalten wir beim Bezahlen einen Rabatt. Wir nehmen uns vor, nun immer hier zu tanken, wenn wir nach Whitehorse kommen. So gewinnt man Kunden fürs Leben!
Anschließend besuchen wir das sehr schöne Visitor Center und besichtigen dann die "S.S. Klondike", einen liebevoll restaurierten Raddampfer, der von 1937 bis 1952 zwischen Whitehorse und Dawson verkehrte. Das 64 Meter lange und 12,5 Meter breite Schiff benötigte für die 740 km lange Fahrt 36 Stunden mit der Strömung. In Gegenrichtung waren es jedoch 4 — 5 Tage. Wir informieren uns zunächst im Besucherzelt anhand eines 20-minütigen Videos über die Geschichte des Schiffes und lernen anschließend bei einer sehr netten Führung das Innere des Schiffes kennen (Führungen alle halbe Stunde — Eintrittsgeld).
Wir verlassen Whitehorse auf dem Alaska Highway in südlicher Richtung, um nach 20 km rechts auf den Klondike Highway 2 abzubiegen. Etwa 40 km weiter halten wir an und genießen den Ausblick auf den in unglaublichen Farben leuchtenden "Emerald Lake". Ein idealer Rastplatz für einen späten Lunch. Nach weiteren 12 km erreichen wir das urige Dorf Carcross, wo wir uns Zeit für einen kleinen Bummel nehmen. Störend ist nur der Nieselregen, der uns schon fast den ganzen Tag begleitet.
Hinter Carcross wird die Landschaft immer dramatischer und die Sichtverhältnisse leider immer schlechter. Der Klondike Highway 2 zwischen Whitehorse und Skagway gehört zu den landschaftlichen Höhepunkten unserer Rundreise, und wir bedauern, dass wir so wenig sehen. Wir sind jetzt ziemlich hoch, die Fahrt führt durch Tundra-Landschaft entlang mit Eisschollen bedeckter Seen. Plötzlich kommt auch noch dichter Nebel auf, und wir können kaum noch die Hand vor Augen sehen. Im Schritttempo tasten wir uns vorwärts und sind heilfroh, als die Sicht endlich wieder besser wird.
6 km vor Skagway erreichen wir die US-amerikanische Grenzstation und müssen unsere Uhren wieder um eine Stunde zurück stellen. In Skagway checken wir auf dem "Pullen Park Campground" gegenüber der Fähranlegestelle ein. Der Preis von 20 US$ erscheint uns unverschämt hoch, zumal die sanitären Anlagen sehr zu wünschen übrig lassen. Wir bummeln durch Skagway, wo es wegen der vielen Kreuzfahrttouristen sehr lebhaft zugeht. Der Ort ist mit seinen vielen bunten Holzhäusern sehr attraktiv, wirkt aber leider bei Regen nicht ganz so toll. Es gibt sehr viele Souvenirläden, um den zahlreichen Touristen das Geld aus der Tasche zu ziehen. Auch wir erliegen der Verlockung und erstehen ein wunderschönes Mobile mit Delphinen.
Zur Abwechslung gehen wir heute 'mal wieder auswärts essen. Sonja lädt uns auf ihren gestrigen Geburtstag hin ein, und wir schädigen sie bei Lachsspießen, Ribs und Nachos, so gut wir können. Anschließend revanchieren wir uns mit ein paar Bier bei uns im Wohnmobil.
12. Tag
Skagway — Haines: 22 km
Wir nehmen die Fähre um 12:15 Uhr von Skagway nach Haines. Zwei Stunden vorher fahren wir zum Check-In. Die Überfahrt hatte ich bereits vor einiger Zeit von Deutschland aus per Fax bei Alaska Marine Highways gebucht. Der Fahrpreis wurde meinem Kreditkartenkonto belastet und die Tickets liegen nun abholbereit für uns am Schalter in Skagway. Mit der Fähre sind es nur 13 Meilen bis Haines, auf der Straße hingegen 359 Meilen. Wir genießen die einstündige Überfahrt durch den Fjord (Lynn Canal) bei Sonnenschein auf dem Deck.
Uwe hat sich am Morgen irgend etwas am Rücken verrenkt und ist bewegungsmäßig ziemlich eingeschränkt. Nachdem wir in Haines das Visitor Center aufgesucht und unsere Einkäufe erledigt haben, gehen Uwe & Sonja erst einmal zum Medical Center. Elke und ich fahren unterdessen voraus zum Chilikat State Park, 11 km außerhalb Haines gelegen und über die Mud Bay Road zu erreichen. Hier gibt es einen schönen Campingplatz, wo wir einen Stellplatz mit traumhaften Blick auf einen Gletscher finden. Wir unternehmen eine sehr schöne zweistündige Wanderung durch dichten Urwald, die uns bis an einen Beach führt.
Als wir zurück kommen, sind Uwe & Sonja mittlerweile auch eingetroffen. Uwes Arztbesuch hat ergeben, dass er weiter leben darf. Wie es aussieht, hat er sich nur einen Muskel überdehnt. Er soll die Stelle kühlen und läuft jetzt mit einer Packung Tiefkühlerbsen unter dem T -Shirt herum. Armer Kerl! Arbeiten kann er natürlich nicht, und so kann ich mich alleine ums Feuerholz kümmern. Wir kochen gemeinsam (zur "Abwechslung" 'mal wieder mexikanisch) und sitzen bis Mitternacht am Lagerfeuer.
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