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bulletReisebericht Westaustralien: Die Anreise

Versuche dein Glück auf hellcase heute.

4. Tag: Mount Magnet – Newman: 635 km

Um 7:30 Uhr machen wir unsere Aufwartung bei Fitzgerald, der Autowerkstatt, die uns eigentlich gestern einen Abschleppwagen schicken sollte. Wir beschließen, das Thema nicht anzusprechen. Sollten die tatsächlich gestern noch vergebens rausgefahren sein, werden die schon von sich aus was sagen. Dies ist aber nicht der Fall.

Wir schildern dem Mechaniker unser Problem. Ein Blick unter die Motorhaube bringt keine Erkenntnisse. Also auf zur gemeinsamen Probefahrt. Natürlich fährt der Wagen einwandfrei. Das nennt man Vorführeffekt. Der Fachmann scheint zunächst einmal ratlos zu sein. Vor uns liegen heute 650 km Fahrt durch das Outback bis zur nächsten größeren Stadt Newman. Dazwischen ist nicht viel, auf jeden Fall keine Werkstatt. Uns ist das Risiko viel zu groß, mit dem Wagen eine solche Strecke anzugehen. Das leuchtet auch dem Mechaniker ein.

Der Wagen kommt auf die Hebebühne, und der Mechaniker fängt an, am hinteren Teil unter dem Boden herumzuschrauben. Zeitweise müssen zwei Kollegen helfen, weil das Teil wohl zu fest sitzt. Nach einer Weile kommt er zu uns mit einer Schüssel voll Benzin. Dies stammt aus dem Benzinfilter, den er gerade abmontiert hat und ist mit Dreck verunreinigt. Aller Wahrscheinlichkeit ist dies der Grund für unser Problem. Er baut einen neuen Benzinfilter ein, und uns bleibt nichts anderes übrig, als darauf zu vertrauen, dass unser Auto nun wieder funktionstüchtig ist.

Als wir die Rechnung bekommen, trauen wir unseren Augen kaum. Gerade einmal 49 A$ müssen wir bezahlen: 25 A$ für den neuen Benzinfilter und 24 A$ für eine halbe Stunde Arbeit. Dabei hat sich der Mechaniker einschließlich Probefahrt 1 ½ Stunden mit uns beschäftigt. Das ist wirklich fair! In Deutschland hätte uns der Spaß sicherlich ein Vielfaches gekostet.

Gespannt fahren will los. Problemlos erreichen wir den kleinen Ort Cue, etwa 80 km von Mount Magnet entfernt. Wir gönnen uns eine kurze Pause und essen zwei leckere sausage rolls im Roadhouse. Anschließend geht es fast nonstop nach Newman. Wir sind fast alleine auf dem Great Northern Highway. Die Einsamkeit verleitet zum Rasen; zeitweise fahren wir 170 km/h. Erlaubt sind lediglich 110 km/h, aber wer soll hier in dieser grenzenlosen Einsamkeit schon die Geschwindigkeit kontrollieren? Gefahr droht lediglich in Form einer Kollision mit einem Känguruh, wie die vielen toten Tiere am Straßenrand beweisen. Zum Glück ist dieses Risiko tagsüber nicht so groß.

Kurz vor Newman überhole ich eines der wenigen anderen Autos. Als ich das Gaspedal des Automatikwagens durchtrete, stellt sich statt der erhofften Beschleunigung lediglich ein Stottern des Motors ein. Das darf doch wohl nicht wahr sein! Ein paar weitere Versuche, ohne daß andere Autos in der Nähe sind, geben uns Gewissheit, dass der Kickdown tatsächlich nicht funktioniert. Im Ernstfall kann dies natürlich ziemlich gefährlich werden.

In Newman angekommen, fahren wir erst einmal zum Visitor Center. Ausgerechnet heute regnet es – zum ersten Mal seit Monaten. Was die Einwohner freut, frustriert uns natürlich. Wir hatten uns schließlich auf einen erholsamen Nachmittag am Pool gefreut. Wir nehmen eine Reservierung für die Besichtigung der Eisenerzmine am nächsten Morgen vor und fragen Donna vom Visitor Bureau, ob es in Newman eine Hertz-Vertretung gibt. Das ist der Fall, und Donna ist so nett, für uns dort anzurufen. Telefonisch schildere ich unser Problem. Wir sollen vorbeikommen, Donna wird uns den Weg beschreiben.

Die Hertz-Vertretung liegt in einem Industriegebiet. Im Grunde handelt es sich um eine Werkstatt, die nebenbei für Hertz tätig ist. Zum zweiten mal an diesem Tag bitten wir einen Automechaniker zur Probefahrt. Diesmal gibt es keinen Vorführeffekt, das Kickdown-Problem ist offensichtlich. Wieder kommt der Wagen auf die Hebebühne, ein Reparaturversuch wird aber nicht unternommen. Der Wagen ist noch in der Garantie, daher ist Ford verantwortlich.

Leider hat man kein Ersatzauto für uns, denn die 3 Wagen, die man hier in Newman vermietet, sind alle reserviert. Es folgen endlose Telefonate mit Hertz in Perth. Zwischenzeitlich heißt es, dass man uns wahrscheinlich aus Perth einen neuen Wagen bringen muß. Wir staunen. Das sind immerhin 1200 km! Dann aber doch das erlösende “no worries”. Wir bekommen einen der Wagen aus der Newman-Flotte. Am nächsten Morgen nach der Minentour können wir uns den abholen. Bis dahin sollen wir den defekten Wagen behalten.

Mit Werkstattbesuchen bekommt man einen Urlaubstag auch gut rum. Dieser ist jedenfalls gelaufen. Mittlerweile ist es später Nachmittag. Wir fahren ins Shopping Center, kaufen Bier und Wasser, und checken anschließend im All Seasons Newman Hotel ein, für das wir per E-Mail eine Reservierung für zwei Nächte vorgenommen hatten (A$ 137 pro Nacht).

Zum Dinner gehen wir in das Hotelrestaurant, wo gehobene Küche zu zivilen Preisen geboten wird. Wir probieren Filet- und Rumpsteak, beides sehr lecker und phantisievoll zubereitet. Dazu eine Flasche australischen Merlot – die Stimmung wird spürbar besser. Im Bett schauen wir uns noch eine Ausgabe der australischen Ausgabe von “Wer-wird-Millionär” an und stellen fest, dass Günther Jauch viel besser als sein australischer Kollege ist.


5. Tag: Newman: 40 km

Heute ist das Wetter wieder so, wie es sein soll. Stahlend blauer Himmel und bis 28° C warm. Kurz nach 8:00 Uhr sind wir am Visitor Center. Donna erkundigt sich gleich, ob wir unser Problem mit dem Auto lösen konnten. Sehr aufmerksam!

Nach einem kurzen Einführungsvideo startet die Besichtigungstour durch die größte Eisenerzmine der Welt (8 A$ pro Person). Zunächst erhalten wir eine Sicherheitsbelehrung und müssen Schutzhelme, Schutzbrillen und Sicherheitswesten überziehen. Etwas übertrieben das Ganze, da wir uns die meiste Zeit im Bus befinden und da, wo wir aussteigen dürfen, keine unmittelbaren Gefahren drohen.

Newman wurde 1966 gegründet und verdankt seine Entstehung der Tatsache, dass der Mount Whaleback einen Erzgehalt von 68,8 % hat. So entstand hier der größte Eisenerztagebau der Welt. Jeden morgen um 8:30 Uhr veranstaltet das Visitor Bureau unter sachkundiger Führung einer Mitarbeiterin eine ca. 90-minütige Besichtigung des Abbaugebietes. Das Gelände ist ca. 5 km lang und 1,5 km breit.

Die Tour ist hochinteressant und man erfährt sehr viele Einzelheiten über den Eisenerzabbau. Besonders beeindruckend sind die Dimensionen der Trucks, die das Eisenerz transportieren. Ein vollbeladener Truck übertrifft sogar das Startgewicht einer Boing 747. Es ist wirklich ein Erlebnis, so etwas einmal mit eigenen Augen zu sehen.

Nach der Minentour fahren wir zu Hertz. Unser neues Auto wartet schon auf uns. Gleiches Modell, nur fast 30.000 km mehr gelaufen. Das ist uns aber alle Male lieber als ein Neuwagen, der uns im Stich läßt.

Zurück im Hotel legen wir erst einmal eine Lesestunde am Pool ein. Etwas Faulenzen tut ganz gut nach zwei Tagen, die wir überwiegend im Auto verbracht haben. Mittags holen wir uns im Supermarkt gegrillte Hähnchen, die wir uns an einem Picknicktisch in der Hotelanlage schmecken lassen.

Nachmittags wollen wir dann ein wenig die Gegend erkunden und fahren zunächst zum Gingianna Pool, eine Wasserstelle, die auch für konventionelle Autos erreichbar ist. Man kann von Newman aus auf einem Rundkurs mehrere schöne Pools entdecken, allerdings nur mit einem geländegängigen Fahrzeug. Den Gingianna Pool können wir jedenfalls vergessen, der ist staubtrocken!

Na gut, dann fahren wir eben zum Ophtalmia Dam. Dieser Staudamm, ca. 16 km noröstlich von Newman, ist ein Erholungsgebiet, in dem man Schwimmen und Bootfahren kann. Wir finden allerdings nur die für Bootsanhänger ausgeschilderte Zufahrt, eine holperige Schotterpiste. Bald erreichen wir eine Stelle, wo die Straße überschwemmt ist. Sieht nicht so tief aus, also riskieren wir die Durchfahrt. Eine kostenlose Unterbodenwäsche. Kurz darauf ist die Straße wieder überschwemmt; diesmal ist es fast ein kleiner See. Hier verläßt uns dann doch der Mut, und wir beschließen wieder umzukehren.

Auf der Rückfahrt Richtung Newman finden wir dann doch die richtige Zufahrt zum Staudamm. Erfreut wollen wir abbiegen, als uns ein großes Warnschild ins Auge fällt, auf dem mitgeteilt wird, dass es am Damm Mücken geben soll, die Enzephalitis übertragen. Genau wissen wir zwar nicht, was das ist, aber gut klingt es nicht. Also brechen wir diesen missglückten Ausflug ab und verbringen den Rest des Nachmittags am Hotelpool.

Abends packen wir uns ein paar Flaschen Bier ein und laufen zum Einkaufszentrum, wo wir in einem thailändischen Restaurant essen wollen. Das Restaurant ist nicht lizensiert; d.h. man darf sich seine alkoholischen Getränke selber mitbringen. Dieses System heißt “bring your own” und wird BYO abgekürzt. Nicht ein einziger Gast sitzt in desem Restaurant. Das ist uns dann doch zu blöd, und wir gehen stattdessen zu einem Chinesen gleich um die Ecke. Auch hier ist BYO, so dass wir unser Bier nicht vergebens durch die Gegend getragen haben.


6. Tag: Newmann — Tom Price: 370 km

Um 7:00 Uhr brechen wir auf und erreichen 2 Stunden später den Eingang des Karijini Nationalparks. Ein Hinweisschild fordert uns zur Self Registration auf. So werfen wir 9 A$ in eine Box und nehmen uns dafür ein Eintrittskticket. Ein paar Kilometer weiter kommen wir zum Visitor Center – einer seltsam aussehende Stahlkonstruktion — , dass aber heute geschlossen ist.

Wir verziehen uns in den Schatten und lassen uns unsere mitgebrachten Butterbrote schmecken. Als wir schon glauben, hier völlig alleine zu sein, taucht doch tatsächlich ein anderes Auto auf. Selbst an den einsamsten Stellen trifft man Landsleute! Zwei ältere deutsche Damen sind auf einer geführten 4WD-Tour unterwegs. Haben viel zu erzählen die beiden.

Alle Straßen im Karijini NP sind Schotterpisten, die für normale Auto mehr oder weniger gut zu befahren sind. Die 10 Kilometer zu den Fortescue Falls sind ziemlich holprig, und so brauchen wir dafür fast eine halbe Stunde. Vom Parkplatz führt ein 15-minütiger Fußweg hinab zu den Wasserfällen, die sich in einen traumhaft schönen Pool ergießen. Ein idealer Platz zum Schwimmen! Das lassen wir uns natürlich nicht entgehen.

Nicht so angenehm hingegen ist die anschließende Weiterfahrt, die uns über 40 km gravel road zum Joffre Campground führt. Wir fahren an einen der Picknicktische, packen unseren Cooler aus und machen Mittag. Schon mehr als der halbe Tag ist rum. Die Fahrerei kostet in diesem Park doch mehr Zeit als erwartet. Nach weiteren 17 km erreichen wir den Oxer Lookout, den mal wohl als den Höhepunkt des Karijini NP bezeichnen muß. 4 Schluchten treffen hier aufeinander, das sieht schon sehr beeindruckend aus. Wir machen eine kleine Wanderung zum Handrail Pool, kehren dann aber recht schnell wieder um, da wir nicht erkennen können, wo der Weg weitergeht.

Bei der Weiterfahrt fallen uns die vielen Termitenhügel neben der Straße auf. Diese seltsamen Gebilde erreichen teilweise beachtliche Größen und tragen zum dekorativen Bild der Landschaft bei. Nachdem wir nochmals 40 km Schotterpiste hinter uns gebracht haben, verlassen wir den Park. Ist das schön, mal wieder Asphalt unter den Rädern zu haben!

Jetzt sind es nur noch 35 km bis Tom Price, einer Minenstadt ähnlich wie Newman. Die Übernachtung im Mercure Inn haben wir über einen deutschen Veranstalter gebucht, allerdings können wir das Hotel nicht finden. Dort wo es sein müßte, gibt es nur ein Motel mit dem Namen Tom Price Hotel/Motel. Auf unsere Nachfrage erfahren wir, dass sich der Name aufgrund eines Eigentümerwechsels geändert hat. Unseren Voucher akzeptiert man aber trotzdem. Wie sich zeigt, wäre eine Reservierung nicht nötig gewesen, und wesentlich billiger wären wir ohne auch weggekommen. Da wir die Verhältnisse aber nicht kannten, und Tom Price weit und breit der einzige Ort ist, wollten wir vorher auf Nummer sicher gehen.

Nachdem wir eingekauft und getankt haben, ist es auch schon Zeit für das Abendessen. Groß ist die Auswahl in T.P. nicht, und so entscheiden wir uns der Einfachheit halber für das Hotelrestaurant. Ein heller, ziemlich voller und ungemütlicher Saal. Zunächst müssen wir uns an der Kasse anstellen, unsere Bestellung aufgeben und bezahlen. Getränke müssen wir uns an der Bar selber besorgen. Weil es so voll ist, dauert es über eine Stunde, bis uns endlich unser mittelmäßiges Essen gebracht wird. Begeistert sind wir nicht gerade, aber satt.

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