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bulletReisebericht Westaustralien: Die Anreise

1./2. Tag: Frankfurt — Singapur — Perth

Unsere weite Reise nach Australien beginnt mit der Zugfahrt nach Frankfurt, die in unserem Ticket der Singapore Airlines eingeschlossen ist. Gegen 21:00 Uhr starten wir Richtung Singapur. Die 12 Stunden Nachtflug sind recht angenehm, da wir einige Stunden davon verschlafen. Außerdem haben wir auch noch Glück. Obwohl die Maschine fast ausgebucht ist, haben wir jeder zwei freie Plätze neben uns. So läßt es sich auch in der Economy sehr bequem reisen.

Am Nachmittag landen wir in Singapur, wo wir 2 ½ Stunden Zeit bis zu unserem Weiterflug nach Perth überbrücken müssen. Kein Problem in so einem schönen und abwechslungsreichen Airport. Botanischer Garten, Koi-Teiche, Geschäfte, Schwimmbad, Aussichtsterrasse, Restaurants, Spielhalle, Internet-Nutzung u.s.w. Dieser Flughafen ist einfach super.

Der Flug nach Perth dauert lediglich 4 ½ Stunden, und so landen wir gegen 23:00 Uhr Ortszeit in Australien. Innerhalb von 45 Minuten sind wir eingereist und haben bei Hertz unseren Mietwagen übernommen. Punkt Mitternacht fahren wir beim Best Western Inter City Motel auf dem Great Eastern Highway vor, wo ich uns über das Internet-Buchungssystem von Best Western ein Zimmer reserviert habe. Als ich das Auto mit der Funkfernbedienung abschließen will, erwische ich einen falschen Knopf und löse die Alarmanlage aus. Es dauert etwas, bis ich den richtigen Knopf zur Deaktivierung finde. Das macht sich wirklich gut in der nächtlichen Stille.

Richtig müde sind wir nicht, denn in Deutschland ist es ja erst später Nachmittag. Also setzen wir uns wieder ins Auto und fahren ins etwa 4 km entfernte, ebenfalls am Great Eastern Highway gelegene Burswood Resort & Casino, das rund um die Uhr geöffnet ist. Da heute Wochenende ist, ist es selbst um diese Zeit noch rappelvoll. Wir trinken ein paar Bier und schauen ein wenig an den Spieltischen zu. Gegen 2:00 Uhr morgens nehmen wir uns ein Taxi und fahren in unser Motel.


3. Tag: Perth – Mount Magnet: 585 km

Nach knapp 7 Stunden Schlaf fühlen wir uns einigermaßen fit. Zunächst ist Frühsport angesagt, denn ich jogge erst einmal zum Burswood Resort Casino, um unser Auto dort abzuholen. Elke macht in der Zwischenzeit den Exercise Room unsicher.

Gegen 10:30 Uhr beginnen wir unsere große Westaustralien-Rundfahrt. Mehr als 7000 km liegen vor uns. Erste Station ist der McDonalds in der Nähe unseres Motels. Frühstück gibt es so spät am Vormittag keines mehr. So begnügen wir uns mit dem neuesten kulinarischen Highlight dieser Fast-Food-Kette, die wir nur im Urlaub gelegentlich aufsuchen: “tomato & chesse toast”.

Unser Weg führt uns auf dem Great Northern Highway durch das Landesinnere Richtung Norden. Heute und morgen gilt es erst einmal Kilometer abzureißen, denn zwischen Perth und Newman liegen ca. 1200 km, die nicht viel Sehenswertes zu bieten haben. Landschaftlich sehr reizvoll jedoch sind die ersten 100 km. Auf der Fahrt durch das Swan Valley reiht sich ein Weingut an das andere, später folgen Obstplantagen. Am Straßenrand kaufen wir für 2 A$ einen großen Sack Mandarinen. Einen Verkäufer gibt es nicht, das Geld schmeißen wir einfach in eine bereitgestellte Box. Hier wird auf Vertrauensbasis verkauft.

In New Norcia, etwa 130 km nördlich von Perth, legen wir einen kleinen Stopp ein. Wir laufen ein wenig in dem kleinen Ort herum, der 1846 von spanischen Benediktinermönchen als Mission gegründet wurde. Neben der Mission gibt es einige historische Gebäude zu sehen. Sehr aufregend finden wir das aber nicht und fahren bald weiter.

Das Gebiet um Dalwallinu ist bekannt für seine reichhaltige Wildblumenblüte zwischen Juni und November. Leider müssen wir feststellen, dass wir jetzt, Ende Oktober, schon zu spät dran sind. Von Wildblumen ist jedenfalls nicht viel zu sehen.

Kurz vor Dalwallinu nimmt unser Wagen plötzlich kein Gas mehr an und geht aus. Er läßt sich aber promplemlos wieder starten und normal weiter fahren. Dennoch sind wir etwas beunruhigt. Wir tanken erst einmal und studieren die Betriebsanleitung, da uns ein blinkendes rotes Lämpchen unterhalb des Drehzahlmessers irritiert. Wie sich herausstellt, zeigt dieses aber lediglich die Aktivierung der elektronischen Wegfahrsperre an, wenn der Wagen aus ist.

Wir betrachten die Sache als einmaligen Aussetzer und setzen unsere Fahrt fort. Etwa 120 km geht alles gut, dann nimmt der Wagen plötzlich wieder kein Gas mehr an und geht aus. Wir starten neu, fahren einige Kilometer, dann geht das Spiel von von vorne los. Das fehlt uns gerade noch – eine Autopanne am Sonntag Nachmittag in dieser gottverlassenen Gegend! Wir schaffen es erst einmal bis zum Paynes Find Roadhouse, der einzigen Tankstelle auf den 300 km zwischen Dalwallinu und Mt. Magnet. Hier kann man uns allerdings nicht weiterhelfen, da es keinen Mechaniker gibt. So bleibt uns nichts anderes übrig, als zu hoffen, dass wir die 150 km bis Mt. Magnet – und damit zur nächsten Werkstatt — noch schaffen werden.

Die ersten 20 km fährt der Wagen wieder problemlos, und unsere Zuversicht steigt. Dann aber plötzlich wieder das alte Spiel. Selbst Neustarten hilft nicht mehr, weil der Wagen alle paar Meter ausgeht. Das war’s dann wohl! Da uns die häufige Wiederholung des Wortes, das mit “SCH” beginnt, auch nicht weiterhilft, beschließen wir, das nächst Auto anzuhalten. Eine andere Möglichkeit bleibt uns auch gar nicht, denn Notruftelefone gibt es keine, und auch das Handy funktioniert hier im Outback nicht.

Auf unser Winken hält ein Lieferwagen mit zwei jungen Kerlen an. Die scheinen mit der Situation allerdings etwas überfordert zu sein und machen auch nicht gerade den hilfsbereitesten Eindruck. Zum Glück hält kurz darauf noch ein PKW an, in dem eine Frau sitzt, die auf dem Weg nach Mt. Magnet ist. Sie verspricht uns, in Mt. Magnet den Inhaber der dortigen Werkstatt, “Fitzi”, zu bitten, uns abschleppen zu kommen. Wir wollen versuchen, ihm so weit es geht entgegenzukommen.

Wir können uns ausrechnen, dass es eine ganze Weile dauern wird, bis Hilfe da ist. Schließlich muss die Frau ja erst einmal 130 km fahren, bis sie Bescheid geben kann. Vor Einbruch der Dunkelheit wird das bestimmt nichts mehr, denn mittlerweile ist es schon nach 17 Uhr.

Jeder Kilometer, den wir aus eigener Kraft Richtung Mount Magnet schaffen, hilft uns natürlich weiter. Also schmeißen wir die Kiste immer wieder an und fahren, soweit es geht. Manchmal sind es nur wenige Meter, nach längeren Stopps schaffen wir auch schon mal ein paar Kilometer am Stück. Das ganze ist eine ziemliche Quälerei. Als es gegen 18:30 Uhr dunkel wird, kommt auch noch die Angst vor Zusammenstössen mit den nachtaktiven Känguruhs hinzu. Bald kann man nicht mehr die Hand vor Augen sehen. Immer, wenn uns ein Auto entgegenkommt (was selten der Fall ist), schalten wir die Warnblinkanlage ein, denn es könnte ja der Abschleppwagen sein. Wäre fatal, wenn der an uns vorbeifährt.

So kämpfen wir uns Kilometer um Kilometer an Mount Magnet heran; von einem Abschleppwagen ist nichts zu sehen. Gut, dass wir nicht einfach am Straßenrand stehengeblieben sind und auf Hilfe gewartet haben und gut, daß das Auto uns nicht ganz im Stich gelassen hat. Gegen 20:00 Uhr haben wir es dann endlich geschafft. Erleichtert erreichen wir Mt. Magnet. 3 Stunden haben wir für die letzten 130 km gebraucht.

Diese alte Goldgräberstadt hat ihre besten Zeiten auch schon lange hinter sich. Heute leben hier vielleicht noch 1000 Menschen. Immerhin gibt es drei Pubs mit Hotelbetrieb. Schlimm sehen sie alle aus. Wir gehen in den Laden, der noch den besten Eindruck macht, das Commercial Club Hotel. Es gibt Motel Units für 99 A$ und Hotel Rooms für 66 A$. Die Preise finden wir für dieses Kaff ziemlich heftig. Schließlich haben wir gestern in Perth in einem Best Western lediglich 84 A$ bezahlt. Wir schauen uns das Motel Zimmer an, dass zwar halbwegs akzeptabel, aber völlig überteuert ist. Ohne uns weiter nach den Unterschieden zu erkundigen, nehmen wir das Hotel Zimmer. Was soll ich sagen, es paßt einfach zu diesem völlig verkorksten Tag. Ein Bett, 1 Stuhl, 1 Kleiderschrank und ein Kühlschrank. Noch nicht einmal ein Waschbecken. Die gemeinschaftlichen sanitären Anlagen befinden sich nebenan über den Gang, sind allerdings sehr ordentlich. Statt einer Klimaanlage gibt es lediglich ein Schiebe-Fenster, dass immer wieder herunterfällt. Eine Luxusherberge zu einem sensationell günstigen Preis. Wir sind begeistert.

Schnell raus und rein in den Pub. Natürlich hat die Küche geschlossen. Der Wirt empfiehlt uns, unser Glück in der BP-Tankstelle oder in einem der anderen Pubs zu versuchen. Das Take-Away-Angebot in der Tankstelle sieht furchtbar aus, also gehen wir in den gegenüberliegenden Pub namens “Mount Magnet Hotel”. Erst einmal zwei Bier! Ob wir auch etwas zu essen bekommen können? Erst heißt es “no”, dann aber spricht die Bedienung mit dem Koch, der eigentlich schon Feierabend hat, und nun an der Theke sein Bier trinkt. So kommen wir dann doch noch in den Genuß einer warmen Mahlzeit, Fish & Chips – gar nicht einmal so schlecht. Nach ein paar Bier hebt sich auch unsere Stimmung allmählich wieder.

Eigentlich ist der Laden ganz urig: laute Musik, ein paar abgerissene Typen und zwei Mädels, die einen eher professionellen Eindruck machen, bestimmen das Ambiente. Klar, dass wir beiden hier auffallen. Zwei junge Kerle, die neben uns an der Theke sitzen, wollen wissen, was uns denn ausgerechnet in dieses Kaff verschlagen hat. Wir erzählen unsere Geschichte, wobei sich die Konversation angesichts des Lärmpegels und des fürchterlichen Slangs unserer Gesprächspartner nicht ganz einfach gestaltet. Die Jungs – nicht mehr ganz nüchtern – scheinen ganz froh über die Abwechselung zu sein. Als sie jedoch vorschlagen, sich unser defektes Auto einmal anzuschauen, lehnen wir höflich ab und beschließen den gastlichen Ort zu verlassen. Wir nehmen uns noch vier stubbies (Australischer Ausdruck für Bierflasche) mit und kehren in unsere Luxusherberge zurück.

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