7. Tag: Tom Price — Exmouth: 615 km
Heute geht unser Wecker bereits um 5:00 Uhr, da 600 km vor uns liegen, die wir gerne bis Mittag hinter uns gebracht haben möchten. Wir frühstücken eine Kleinigkeit auf dem Zimmer und brechen gegen 6:00 Uhr auf. Überrascht finden wir uns kurz nach Verlassen von Tom Price auf einer Gravel Road wieder. Ein Blick in die Karte bestätigt uns, dass wir erst nach etwa 70 km wieder auf eine Aspahltstraße (Bitumen Road) stoßen werden. So ein Mist!
Es hilft ja alles nichts, da müssen wir durch. Zum Glück haben wir die Sonne im Rücken und auch die Gegend ist sehr schön, so dass wir die einsame Fahrt (kein anderes Auto auf 150 km!) sogar etwas genießen. Damit ist aber schlagartig Schluß, als uns plötzlich ein Känguruh fast vor das Auto läuft. Nur durch eine auf dem Schotter nicht ganz ungefährliche Vollbremsung verhindern wir in letzter Sekunde den Zusammenstoß. Gerade noch mal Glück gehabt! In den frühen Morgenstunden sind die Känguruhs wirklich sehr aktiv. Noch zweimal hüpft in der nächsten halben Stunde so ein Beuteltier vor uns über die Straße; allerdings nicht so knapp, wie beim ersten Mal.
Um 9:00 Uhr erreichen wir das Nanutarra Roadhouse. Trotz der 70 km Schotterpiste am Anfang haben wir lediglich 3 Stunden für die 300 km gebraucht, auf denen uns ganze 5 Autos begegnet sind. Im Restaurant des Roadhouses gönnen wir uns ein kräftiges Frühstück. Nachdem wir getankt haben sind wir auch schon wieder “on the road”, die nun North West Coastal Highway heißt (Highway No. 1). Auch hier sind kaum Autos unterwegs. Wir stellen den Tempomat auf 140 km/h und lassen den Wagen laufen.
Gegen Mittag sind wir in Exmouth, Ausgangspunkt für Touren in den Ningaloo Reef Marine Park, dem größten Korallenriff Westaustraliens. Im Visitor Center informieren wir uns über die Gegend und buchen eine Bootstour auf dem Yardie Creek für den nächsten Tag.
Anschließend checken wir im Potshot Hotel Resort ein, wo wir ein schönes 2-Bedroom-Apartment beziehen. Ideal für den Selbstversorger, denn neben einer vollständig ausgestatteten Küche verfügt es über eine private Terasse mit einem Gasgrill. So fahren wir erst einmal in den nahe gelegenen Supermarkt zum Großeinkauf.
Nachmittags besuchen wir den ca. 16 km nördlich des Ortes gelegegenen Bundegi Beach. Eigentlich wollen wir schnorcheln, aber das Riff ist hier mindestens 150 m vom Ufer entfernt. Das ist uns doch ein wenig zu riskant, und so beschränken wir uns auf einen Strandspaziergang und ein anschließendes Bad im Meer.
Den Abend verbringen wir beim Grillen auf unserer Terrasse.
8. Tag: Exmouth — Cape Range NP — Exmouth: 132 km
Um 6:00 Uhr stehen wir auf und schwimmern erst einmal eine Runde im Pool. Das auf der Terasse geplante Frühstück müssen wir leider nach drinnen verlegen, da die Sonne schon unbarmherzig vom Himmel knallt und wir dieser draußen schutzlos ausgeliefert sind.
Gegen 8:30 Uhr machen wir uns auf in den Cape Range Nationalpark. Zuerst geht es einige Kilometer nach Norden, dann biegen wir links ab Richtung Westküste. An der Einfahrt zum Nationalpark müssen wir wieder A$ 9 Eintritt bezahlen. Leider erfahren wir erst einige Nationalparks später, dass es auch ein Ticket zu 22,50 A$ gibt, mit dem man 4 Wochen Zutritt zu allen westaustralischen Nationalparks hat. Hätte sich für unsere Tour auf alle Fälle gelohnt!
Entlang der Westküste führt die Yardie Creek Road Richtung Süden bis zum Yardie Creek. Die gesamte Strecke ab Exmouth beträgt 90 km und ist durchgehend asphaltiert. Unser Ziel ist erst einmal die Turqoise Bay, eine Bucht, die ihrem Namen alle Ehre macht. Das Ningaloo Reef verläuft hier nur wenige Meter vom Strand entfernt. Ein idealer Platz zum Schnocheln.
Im Visitor Center hatte man uns erklärt, dass man am südlichen Ende der Bucht ins Wasser gehen und sich einfach von der Strömung treiben lassen soll. Das klappt dann auch ganz prima, und wir genießen die wunderschöne Korallenwelt.
Weiter geht es bis zum Yardie Creek, wo um 12:00 Uhr die Bootstour startet (A$ 25). Macca, der Captain ist gut drauf und sorgt mit seinem Frage- und Antwortspiel sowie einigen Witzen für gute Stimmung auf dem Boot. Die Tour erweist sich als echtes Highlight. Es geht ein Stück in eine landschaftlich wunderschöne Schlucht hinein. Wir sehen viele Vögel, einige Exemplare des seltenen Rock-Wallabies (eine kleine Kanguruhart die in den Felsen lebt) und in einem Felsüberhang hängende Fledermäuse. Flora und Fauna werden von Macca, dem man die Liebe zu dieser Landschaft anmerkt, ausführlich erklärt. Nach 1 ½ Stunden kehren wir begeistert zur Anlegestelle zurück.
Wir machen erst einmal Picknick und schauen uns anschließend die Schlucht auf einer kleinen Wanderung von oben an. Auch aus dieser Perspektive sehr beeindruckend.
YAuf der Rückfahrt machen wir wieder einen Schnorchel-Stopp an der Turqoise Bay. Gegen 17:30 Uhr sind wir nach einem erlebnisreichen Tag zurück im Potshot-Resort.
Abends gehen wir im “Whalers” essen, einem ausgezeichneten Restaurant gegenüber des Supermarktes. Die Plätze auf der Terasse sind leider alle besetzt, aber auch drinnen sitzt man recht gemütlich. Das Restaurant ist lizensiert, erlaubt aber auch BYO. Eine größere Gruppe macht von Letzterem reichlich Gebrauch und bringt einen Esky (australisches Wort für Kühlbox) voll Bier mit. Schon etwas gewöhnungsbedürftig für uns, die wir aus einem Land kommen, wo es heißt, daß die Restaurants am Essen nichts verdienen, sondern nur an den Getränken.
9. Tag: Exmouth — Coral Bay: 160 km
Bis Coral Bay sind es nur 1 ½ Stunden Autofahrt und bereits um 10:30 Uhr checken wir dort im Ningaloo Reef Resort ein (A$ 137, per E-Mail reserviert). Coral Bay ist ein winziger Ort, der an einer traumhaften Bucht liegt. Das Ningaloo Reef ist hier nur wenige Meter vom Strand entfernt. Ein ideales Schnorchelrevier. Von der Terrasse vor unserem Zimmer blicken wir direkt auf die Bucht. Besser hätten wir es kaum antreffen können. Ein toller Standort für zwei faule Tage.
Wir verbringen den Tag mit einem Erkundungsspaziergang durch Coral Bay, Schnorcheln, Strandspaziergängen und Lesen. Würde nicht ständig ein ziemlich heftiger Wind wehen, wäre es hier nahezu perfekt.
Zum Essen gehen wir abends in das hervorragende Hotelrestaurant. Alternativ findet man in Coral Bay noch zwei rustikalere Lokale oder man greift auf das Angebot des ebenfalls zum Hotel gehörenden Take-Aways zurück.
10. Tag: Coral Bay: 0 km
Nach dem Aufstehen gehen wir erst einmal runter an den Strand eine Runde schnorcheln. Schöner kann man einen Tag wohl kaum beginnen. Frühstück machen wir uns – wie so oft – selber und nehmen es auf unserer Terrasse ein.
Um 11:00 Uhr unternehmen wir eine einstündige Fahrt mit dem Glasbodenboot durch das Korallenriff (A$ 25). Es werden auch kombinierte Touren mit Die Unterwasserwelt von Coral Bayeinstündigem Schnorchelaufenthalt angeboten, doch angesichts von nur 21° C Wassertemperatur und des starken Windes wäre uns da wohl zu kalt geworden.
Die Fahrt mit dem Glasbodenboot ist sehr schön und ermöglicht noch eindrucksvollere Blicke in die Korallenwelt, als einem beim Schnorcheln geboten werden. Besonders beeindruckend sind die Korallen, die, wie auf dem Bild rechts, aussehen wie riesige Kohlköpfe und bis zu 600 Jahre alt sind.
Der Rest des Tages ist eine Kopie des vergangenen. Wir genießen das faule Leben in vollen Zügen und bedauern ein wenig, dass wir morgen schon wieder weiter müssen. Abends gehen wir noch einmal im Hotelrestaurant essen.
11. Tag: Coral Bay — Nanga Bay: 653 km
Da heute mal wieder eine lange Strecke vor uns liegt, stehen wir bereits um 5:30 Uhr auf. Packen, kleines Frühstück, und um 06:30 Uhr sind wir “on the road”. Trotz eines Umweges von ca. 70 km pro Strecke entscheiden wir uns, 24 km vor Carnavon den Great Northern Highway zu verlassen und auf einer asphaltierten Stichstraße zu den Blowholes zu fahren. Hier empfängt uns ein Riesenschild mit der Aufschrift “King Waves can kill”. Dies veranlaßt uns dann auch, respektvollen Abstand von der Felsküste einzuhalten.
Der Abstecher hat sich aber auf alle Fälle gelohnt. Riesige Wellen krachen hier gegen die Felsen und bilden teilweise meterhohe Gicht-Fontänen, die von einem heulenden Geräusch untermalt werden. Daher wohl auch der Name Blowholes. Wir packen unsere Butterbrote aus und genießen beim zweiten Frühstück an diesem Morgen dieses eindrucksvolle Naturschauspiel.
Gegen 11:00 Uhr erreichen wir Carnavon, mit 9000 Einwohnern, die größte Stadt in dieser Gegend. Wir schauen uns den 1-Mile -Jetty an, ein Steg über den Anfang des Jahrhunderts eine Eisenbahn fuhr und Fracht und Passagiere der ankommenden Schiffe beförderte. Sehr aufregend ist das ganze nicht, und wir machen, dass wir weiterkommen. Bevor wir Carnavon wieder verlassen, nutzen wir noch ausgiebig die Einkaufsmöglichkeiten eines großen Supermarktes.
Um 13:15 Uhr haben wir das Overlander Roadhouse erreicht, wo es abgeht Richtung Denham / Monkey Mia. Nach ca. 29 km folgen wir dem Hinweisschild zum Hamelin Pool. In dem sehr salzreichen Wasser wachsen Stromatolithen. Diese lebenden Fossilien begannen ihre Entwicklung hier an dieser Stelle vor ca. 2-3.000 Jahren. Es gibt nur sehr wenige Stellen auf der Erde, wo es diese Lebewesen noch gibt. Ein Rundgang über einen Boardwalk ermöglicht den Anblick aus nächster Nähe und entsprechende Schautafeln liefern ausführliche Erklärungen. Irgendwie ein seltsamer Anblick das Ganze.
Bei meinen Reisevorbereitungen war ich im Internet auf das Nanga Bay Resort gestossen, etwa 30 / 55 km südlich von Denham / Monkey Mia gelegen. Das Nanga Bay Resort ist Teil einer aktiven Schafsfarm und bietet Motelzimmer, Camping, Caravanstellplätze, Backpacker, Pool, einen artesischen Spa und ein Restaurant. Auch ohne Reservierung ist es kein Problem für 85 A$ ein sehr komfortables Motelzimmer zu bekommen. Die rustikale Anlage gefällt uns auf Anhieb sehr gut. Ihren Charme bezieht sie nicht zuletzt aus ihrer abgeschiedenen Lage direkt am Meer.
Während eines ausgedehnten Strandspazierganges laufen wir uns die 653 km Autofahrt, die heute hinter uns liegen, aus den Beinen. Das anschließende Bad in dem großen heißen artesischen Whirlpool ist eine echte Wohltat.
Ein besonderes Erlebnis ist das Abendessen im Restaurant (BYO). Die wenigen Gäste werden von einem jungen Mann bedient, der Koch, Kellner und Alleinunterhalter in einer Person ist. Er kommt mit einer Schiefertafel an unseren Tisch, auf der 5 oder 6 Gerichte zur Auswahl stehen. Alles sei sehr gut, versichert er uns. Besonders ans Herz legt er uns seine Seafood Chowder, die wir unbedingt probieren müßten. Gerne tue ich ihm den Gefallen und bestelle zudem als Hauptgericht Chilli Mussels. Diese sind natürlich auch sehr gut, seien aber ziemlich scharf. Wie scharf ich sie denn möge , will er wissen. “Gut scharf” gebe ich zur Antwort und der Kerl zieht grinsend ab.
Die Seafood Chowder ist wirklich ein Gedicht. Ein großer Teller mit viel Seafood und knackigem Gemüse, sehr gehaltvoll. Wir teilen uns diese als Vorspeise und sind fast schon satt. Dann bekommt Elke ihr T-Bone-Steak und ich meine Chilli-Mussels. Es nimmt mir fast den Atem, so scharf sind die Dinger. Der Koch beobachtet mich grinsend von der offenen Küche aus und wartet darauf, dass ich in Tränen ausbreche. Aber den Gefallen tue ich ihm nicht. Als er abräumt und fragt, wie sie geschmeckt hätten, antworte ich: “Next time, my friend, you should get me really hot chilli mussels, not those ones for the kids”. Damit steht es 1:1. Wir unterhalten uns noch eine Weile mit unserem Koch, der Franzose ist und schon seit über 20 Jahren in Australien lebt. Ein wirklich netter Abend.
12. Tag: Nanga Bay — Monkey Mia — Kalbarri: 506 km
Wir verlassen das Nanga Bay Resort gegen 07:00 Uhr und erreichen nach 45 Minuten Fahrt Monkey Mia (Eintritt 6 A$ pro Person). Seit etwa 30 Jahren kommen hier jeden Morgen bis zu 20 Delfine an den Strand. Mittlerweile hat sich dieses Schauspiel zu einem Touristenspektakel entwickelt.
Entsprechend geschockt sind wir, als wir nach Tagen der Einsamkeit so viele Menschen an einem Ort versammelt sehen. Etwa 100 Leute stehen knietief im Wasser und warten auf die Delfine, die dann auch bald angeschwommen kommen. Kontrolliert wird das ganze von einigen Rangern, dieaufpassen, dass niemand die Tiere anfaßt. Einige auserwählte Besucher dürfen die Delfine mit einem Fisch füttern.
Nachdem wir uns im sehr informativen Visitor Center etwas schlauer über das Leben der Delfine gemacht haben, gehen wir im Restaurant des Monkey Mia Dolphin Resorts frühstücken. Man sitzt dort sehr schön mit einem traumhaften Blick auf die Shark Bay.
Um 10:30 Uhr stechen wir in See. Auf der “SHOTOVER”, einem großem Segelkatamaran, unternehmen wir eine zweistündige Tierbeobachtungstour (A$ 44 pro Person). Schon nach kurzer Fahrt taucht für ein paar Sekunden eine Seekuh auf. Nach diesem recht verheißungsvollen Auftakt bleiben weitere Tiersichtungen jedoch leider die Ausnahme. Zwar sehen wir immer wieder einige Delfine, doch sind diese meist recht weit vom Boot entfernt. Segelfreuden auf der "SHOTOVER"
Trotzdem genießen wir diesen Segeltörn sehr, denn es ist ein tolles Gefühl auf diesem großartigen Schiff zu fahren. Kurz vor unserer Rückkehr kommt es dann leider noch zu einem tragischen Zwischenfall. Eine große Seeschildkröte hat das Pech zur falschen Zeit am falschen Ort zu sein und wird voll von der linken Kufe des Katamarans erwischt. Da wir direkt am Bug sitzen, erleben wir den Crash aus nächster Nähe. Uns geht das richtig nah, denn diesen Zusammenstoß dürfte das arme Tier wohl kaum überlebt haben.
Nach der Bootstour kommen wir noch mit einem deutschen Paar ins Gespräch, mit dem wir schon auf dem Boot kurz Kontakt hatten. Beim üblichen “Woher?” und “Wohin?” erfahren wir, dass die beiden morgen nach Kalbarri, unserem heutigen Ziel, weiterreisen. Na ja, vielleicht sieht man sich ja noch mal wieder. Zu diesem Zeitpunkt können wir noch nicht ahnen, dass dies bei weitem nicht unsere einzige Begegnung in Australien bleiben soll und sich zwischen uns eine richtige Freunschaft entwickeln wird.
In Denham machen wir einen kurzen Lunchstopp an der Strandpromenade, den wir aber wegen des heftigen Windes so kurz wie möglich halten. Noch eben Tanken und den Reifendruck prüfen und dann die 400 km bis Kalbarri abreißen . Einen kurzen Halt legen wir lediglich noch am Shell Beach ein. Dieser Strand besteht aus Millionen von weißen und rosa Muscheln, die teilweise eine bis zu 10 m dicke Schicht bilden.
Gegen 17:30 Uhr erreichen wir endlich Kalbarri . Im Best Western Kalbarri Palm Resort werden “stand-by-rates” angeboten, und wir bekommen für 65 A$ ein Zimmer, das sonst 95 A$ kostet. Nicht nur das Zimmer mit kleiner Küche ist sehr schön, die ganze Anlage gefällt uns sehr gut. Es gibt u.a. zwei Swimming Pools und einen Whirlpool, doch zum Baden ist es uns jetzt am Abend bei einem recht scharfen Wind zu kalt.
Um uns einen Überblick über diesen netten Ferienort zu verschaffen, machen wir eine kurze Ortsbesichtigung mit dem Auto, bei der wir einen Blick auf die Speisekarten der verschiedenen Restaurants werfen. Unsere Wahl fällt dann auf das “Echoes Cafe” am Shopping Center, unweit unseres Motels. Die Küche in diesem lizensierten Restaurant erweist sich als phantasievoll und sehr gut.
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