13. Tag: Donnerstag, 08. März 2007
Umhlanga — Montusi Lodge, Drakensberge — 296 km
Wetter: bewölkt, 22°
Heute verlassen wir die Küste und begeben uns für die letzten 2 Tage unseres Urlaubes in die Drakensberge.
Je weiter wir ins Landesinnere kommen, desto schlechter wird das Wetter. Bei einer Rast unterwegs frieren wir bei nur noch 17 Grad in unseren kurzen Hosen.
Nach knapp 300 km Fahrt erreichen wir gegen 14:00 Uhr die Montusi Lodge in völliger Einsamkeit in den nördlichen Drakensbergen gelegen. Von unserem Cottage sind wir total begeistert. Bevor mit uns das übliche Chaos einzieht, machen wir schnell noch einige Bilder vom jungfräulichen Zustand des Inneren dieses Luxus-Cttages.
Eine kleine Wanderung gefolgt von einer Lesestunde am Pool; so vergeht der Nachmittag.
Nachdem wir uns an der Bar einen Gin Tonic als Aperitif gegönnt haben, begeben wir uns in den Speisesaal zum 4-Gang-Dinner, das im Übernachtungspreis eingeschlossen ist. Das Essen ist ausgezeichnet, doch leider gibt es zwischen den einzelnen Gängen kaum nennenswerte Pausen. Auch muss man der Bedienung etwas Lustlosigkeit bei der Ausübung ihres Jobs attestieren.
Hinterher gehen wir wieder an die Bar und bestellen noch einen Amarula und einen Irish Coffee. So genau weiß der Junge hinter der Bar zwar nicht, was ein Irish Coffee ist, aber da dieses merkwürdige Getränk ja in seiner Registrierkasse eingespeichert ist, muss es das ja auch geben.
Er holt sich fachkundigen Rat in der Küche, wo dann auch die Sahne geschlagen wird. Nachdem sich eine Viertelstunde lang nichts tut, frage ich mal vorsichtig nach, ob es sich noch lohnen würde, weiter zu warten. Mir wird versichert, dass der Irish Coffee bald fertig sei. Und tatsächlich: nach 20 Minuten serviert mir der Barkeeper stolz meinen Irish Coffee. Ich probiere, aber irgend etwas stimmt da nicht. Das scheint wohl einer für Autofahrer zu sein. “Sag mal”, frage ich ihn, “hast du da gar keinen Whiskey rein getan?” Grosse Augen schauen mich fragend an: “Da gehört Whiskey rein?”
Ich nehme es mit Humor; wir sind halt in Afrika. Man darf hier nicht den Fehler machen, an alles deutsche Maßstäbe anzulegen. Kurze Zeit später kommt ein südafrikanischer Gast herein und bestellt — na was? — einen Irish Coffee. Verständnislos schaut er uns an, als der Barkeeper, Elke und ich in Lachen ausbrechen. Ich erkläre die Situation, und diesmal bekommt unser armer Barkeeper von der Chefin persönlich erklärt, wie denn ein Irish Coffee gemacht wird. Ich verspreche, morgen Abend wieder zu kommen, damit er die soeben erworbenen Kenntnisse in der Praxis anwenden kann.
14. Tag: Freitag, 09. März 2007
Montusi Lodge, Drakensberge — 50 km
Wetter: bewölkt und regnerisch, 20°
So ein Pech. Ausgerechnet heute haben wir schlechtes Wetter. Aber darauf muss man in den Drakensbergen leider immer gefasst sein. Wir wollen zum Wandern in den Royal Natal Nationalpark. Na ja, vielleicht ist das Wetter dort ja besser. Am Parkeingang angekommen, kann davon keine Rede sein. Es regnet, und man kann keine 50 Meter weit gucken. Der Ranger lässt uns erst einmal so in den Park rein fahren. Sind wir in einer halben Stunde wieder zurück, brauchen wir nicht zu bezahlen. Wir fahren zum Start unserer geplanten Wanderung und steigen aus dem Auto aus. Es ist kalt, diesig und es regnet. Nein, das macht leider keinen Sinn. Enttäuscht fahren wir zurück zur Montusi Lodge.
Hier regnet es wenigstens nicht, und es ist auch ein paar Grad wärmer. Also unternehmen wir eine dreistündige Wanderung von der Lodge aus. Nachmittags begibt sich Elke in die Hände einer Masseuse, und wir setzen uns zum Lesen an den Pool.
Nach dem Abendessen werden wir in der Bar schon von unserem neuen Freund erwartet. Stolz serviert er mir meinen Irish Coffee, an dem es wirklich nichts auszusetzen gibt. Also bitte, es geht doch! Na ja — fast — denn Elkes Amarula hat er in der Aufregung dann ganz vergessen.
15. Tag: Samstag, 10. März 2007
Montusi Lodge, Drakensberge — Johannesburg — 420 km
Wetter: sonnig, 30°
Schönstes Wetter! Leider einen Tag zu spät, denn heute Abend geht unser Rückflug von Johannesburg nach Paris. Trotzdem freuen wir uns über die Sonne und die klare Sicht, denn nun haben wir von unserem Cottage einen wunderschönen Blick auf das so genannte Amphitheater, einer 8 km langen und 1000 Meter hohen fast senkrechten Felswand.
Wir genießen die verbleibenden Stunden, bis wir uns am späten Vormittag auf den Weg nach Johannesburg machen. Immerhin liegen noch gut 400 km vor uns, und wir wollen zeitlich nicht zu knapp am Flughafen ankommen.
Hier in der Gegend gibt es viele Kinder, die an den Weggabelungen versuchen, den Autofahrern Tierfiguren aus Ton zu verkaufen. Die Teile sind nicht wirklich schön, aber heute halten wir dann kurz nach Verlassen der Montusi Lodge an und kaufen einem Jungen eine kleine Giraffe ab. Wir betrachten es als gute Tat und akzeptieren ohne weitere Verhandlung den geforderten Preis. Aber es geht ihm gar nicht nur um Geld. Ob wir nicht etwas zu Essen für ihn hätten, fragt er uns. Zwei Bananen können wir ihm anbieten, und die werden auch gerne genommen. Nachdenklich fahren wir weiter. Südafrika ist ein Land der extremen Gegensätze. Dies wurde uns gerade einmal wieder deutlich vor Augen geführt.
Auf dem Oliviershoekpass halten wir an und genießen den weiten Blick. Den Umstand, dass hier fast jeder Tourist anhält, haben zwei Knirpse zur Geschäftsidee entwickelt. Gerne lassen sie sich fotografieren und haben auch nichts dagegen, wenn man ihnen im Gegenzug eine Kleinigkeit zusteckt. Scheint ein einträgliches Geschäft zu sein, denn die beiden machen keineswegs einen abgerissenen Eindruck.
Über Harrismith gelangen wir auf die N3, die uns geradewegs nach Johannesburg bringt. Da wir noch einige Stunden Zeit bis zum Abflug haben, steuern wir noch das Eastgate Shoppping Center an, das wir allerdings erst nach einiger Sucherei finden. Es befindet sich an der R24, dem Airport Freeway, zwischen der Innenstadt und dem Flughafen.
Bei der Abgabe unseres Mietwagens haben wir dann noch einige Diskussionen mit dem Angestellten von Europcar wegen einer kleinen Beule (“dent”) an unsere Stoßstange. Unser Hinweis, dass die doch bei Übernahme des Fahrzeuges vermerkt worden sei, wird nicht akzeptiert. Da sei ein “scratch” (Kratzer) vermerkt worden, aber kein “dent”. Die Beule müssten wir uns zugezogen haben. Nun ja, wenn diese Theorie stimmt, müsste ja neben der Beule an besagter Stelle auch noch ein Kratzer zu entdecken sein, denn der war ja zumindest vermerkt. Den finden wir aber nicht, was die Vermutung nahe legt, dass die Beule schon vorher da war, aber bei Übernahme des Fahrzeugs nicht als “dent” sondern als “scratch” vermerkt worden war. Die nervende Diskussion zieht sich gut 20 Minuten hin, und am Ende muss ich dann noch in einer schriftlichen Stellungnahme meine Sicht der Dinge erklären. Gehört haben wir in dieser Sache dann später nichts mehr von Europcar.
Die kleine Unannehmlichkeit mit der Autovermietung kann natürlich nicht das Fazit dieses Urlaubs trüben: Südafrika war mal wieder eine Reise wert!
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