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bulletReisebericht Südfrankreich mit dem Wohnmobil: Der westliche Teil der südfranzösischen Küste

Я визажист

Samstag, 23. Oktober 2004
Pont du Gard — Plage de L’Espiguette: 85 km


Heute soll es wieder zurück an die Küste gehen. Unser Ziel ist die kleine Camargue, wo uns unser Womo-Reiseführer eine freie Stellplatzmöglichkeit direkt am Strand verspricht.

In Nimes fahren wir zunächst ein grosses Einkaufzentrum an, um unsere Lebensmittelvorräte aufzufrischen. Auf der N113 geht es weiter Richtung Montpelier. Kurz vor Lunel wechseln wir auf die D979 und fahren über Aigues-Mortes nach le Grau-du Roi, einer kleinen Hafenstadt, in deren Nähe der grösste Yachthafen Europas liegt.

Uns gefällt es hier nicht besonders; daher fahren wir gleich weiter zu unserem eigentlichen Ziel — dem Plage de L’Espiguette. Als wir dort ankommen, ist die Enttäuschung groß.  Nichts ist mit Freistehen hier. Wir haben noch nicht einmal eine Chance auf den großen Parkplatz zu gelangen, geschweige denn in das eigentliche Dünengebiet, wo der Verfasser des Womo-Reiseführers so schöne Stellplatzmöglichkeiten entdeckt hat.

Wir hätten ja durchaus Verständnis dafür, wenn man das Übernachten verbietet. Richtig diskriminierend aber ist es, den Wohnmobilen die Zufahrt auf den Parkplatz zu verweigern und so von dem Besuch des Strandes und der herrlichen Dünenlandschaft auszugrenzen.

Aber nicht mit uns! Kurz entschlossen parken wir einfach in dem Wendekreis vor der Zufahrt zum Parkplatz und setzen den Weg mit unseren Rädern fort. In der Hauptsaison wäre das sicher undenkbar gewesen. Jetzt aber ist hier total tote Hose, da wird sich hoffentlich keiner dran stören, dass wir hier stehen.

Wir verbringen einen schönen sonnigen Nachmittag mit einem ausgedehnten Strandspaziergang und unserem ersten Bad im Mittelmeer in diesem Urlaub.

Zum Übernachten checken wir auf dem in der Nähe gelegenen Campingplatz “Camping l”Espiguette” ein. Ein riesiges Areal mit 1600 Stellplätzen, von denen jetzt nur noch wenige belegt sind. Ideale Bedingungen für einen gemütlichen Grillabend.



Sonntag, 24. Oktober 2004
Plage de L’Espiguette — Lucate Plage: 179 km

Entlang der Küste geht es auf einer landschaftlich recht schönen Fahrt  (D62 — N112) entlang mehrer Etangs (kleine Seen) Richtung Sète. Unterwegs sehen wir mehrere Flamingo-Kolonien. Nachdem wir das eher häßliche Sète umfahren haben, führt die Straße auf den nächsten 13 km bis nach Agde scheinbar durchs Wasser. Links das Mittelmeer, rechts das Bassin de Thau. Wir parken unser Womo am Straßenrand und unternehmen einen herrlichen Strandspaziergang. Wind, Wellen und Gicht erinnern uns stark an die häufig anzutreffenden Verhältnisse auf unserer Lieblingsinsel Sylt.

Von Agde folgen wir der N112 bis wir auf die A9 Richtung Barcelona gelangen. An der Abfahrt 39 verlassen wir die Autobahn wieder und fahren auf der N9 Richtung Leucate. Hier gibt es einen Womo-Stellplatz direkt am Etang Leucate unweit des Ortes. Wir fahren jedoch zunächst einmal nach Leucate hinein, durchqueren den Ort und gelangen nach Leucate-Plage. Hier entdecken wir einen weiteren offiziellen Womo-Stellplatz, der den Vorteil hat, direkt am Strand zu liegen (keine V+E). So um die 50 Womos haben sich hier bereits eingefunden, und wir belegen einen der letzten freien Plätze.

Abends fahren wir dann zum Essen mit den Fahrrädern in das knapp 3 km entfernte Leucate. Eigentlich haben wir vor, der Empfehlung des Womo-Reiseführers zu folgen und dem Restaurant “Le Clos de Ninon” einen Besuch abzustatten, dem der Verfasser “bescheidene Preise” attestiert. Beim Blick auf die Speisekarte finden wir diese Einschätzung jedoch nicht bestätigt. Menues zu 28 und 39 € sind uns dann doch etwas zu “bescheiden”.

Wir entscheiden uns dann schließlich für das “El Chupito”, ein spanisches Restaurant, dass sich im Verlauf des Abends sogar sehr gut füllt. Das Essen ist sehr lecker und preislich einiges günstiger: Gemischte Tapas 10 € (reicht als Vorspeise locker für zwei), Filet de Saumon für 11 €, und die Cassolette de Lotte schlägt mit 16 € zu Buche.




Montag, 25. Oktober 2004
Lucate Plage — Port Vendres: 68 km


Es geht doch nichts über einen Strandspaziergang und ein Bad im Meer vor dem Frühstück! Und wenn man letzteres dann auch noch in kurzer Hose vor seinem Womo sitzend genießen darf, dann ist das schon ein ziemlich perfekter Start in den Tag.

Unsere Fahrt führt uns weiter die Küste entlang vorbei an riesigen Bettenburgen. Besonders hässlich sind die Orte Carnet-Plage und St. Cyprien-Plage. Allerdings befindet sich zwischen beiden Orten ein halbwegs schöner Strandabschnitt. Hier verbringen wir die Mittagszeit mit unserem zweiten Strandspaziergang an diesem Tag, dem wir wieder ein erfrischendes Bad im Meer folgen lassen.

Die D81 führt uns dann zum nicht minder hässlichen Argelès-Plage , bevor wir dann mit der Cote Vermeille endlich wieder eine attraktive Gegend erreichen. Unser Ziel ist der Campingplatz “Criques des Porteils” in der Nähe von Collioure, der wegen seiner traumhaften Lage gepriesen wird. Doch leider erleben wir wieder einmal eine Enttäuschung. Die zum Campingplatz führende Straße ist von beiden Seiten wegen Strassenbauarbeiten gesperrt. Der Campingplatz bleibt für uns unerreichbar.

Also fahren wir weiter nach Port-Vendres und suchen dort den offiziellen Womo-Stellplatz in der Nähe des Hafens auf. Hier können wir endlich die dringend nötige Entsorgung vornehmen. Nur die Versorgung ist denkbar blöd geregelt. Wasser gibt es nur gegen Wertmünzen, die man sich beim Bürgermeisteramt besorgen kann. Zum Glück befindet sich in der Nähe noch ein Wasserhahn, wo wir mittels Kanister ein paar Liter Wasser abzapfen können. Eng stehende Bäume machen das Rangieren auf dem Stellplatz besonders für Alkoven-Fahrzeuge nicht gerade zum Vergnügen.

Wir unternehmen noch einen kleinen Spaziergang in das recht malerische Örtchen Port-Vendres und beschließen den Abend mit Kochen und Lesen im Womo. Der Platz hat sich mittlerweile übrigens sehr gefüllt. Die Womos stehen so eng an eng, dass man gerade noch die Tür aufbekommt. Schön ist das nicht.





Dienstag, 26. Oktober 2004
Port Vendres — Carrasaconne: 182 km


Nanu, was macht denn die Polizei am frühen Morgen auf dem Stellplatz? Das Rätsel klärt sich dann recht schnell. Zum Aufgabengebiet der freundlichen Ordnungshüter gehört hier auch das Kassieren der Stellplatzgebühr. Mit 4,25 € sind wir dabei.

Ein sonniger, aber recht kühler Tag kündigt sich an. Ideale Bedingungen für einen Bummel durch Collioure, dem angeblich schönsten Ort der Cote Vermeille. Zunächst aber müssen wir uns mit unserem Womo durch die engen Straßen kämpfen, bis wir am Bahnhof einen großen gebührenpflichtigen Parkplatz finden.

Von hier ist man in 10 Minuten ins Zentrum gelaufen. Der Ort hat wirklich sehr viel Flair. Viel trägt natürlich auch die Sonne dazu bei, die für ein schönes Farbenspiel sorgt. Was für ein angenehmer Kontrast zu den Betonburgen, die wir in den Tagen zuvor  durchfahren haben!

Beim Verlassen aus Collioure stellen wir fest, dass die Straße zum Campingplatz wieder zugänglich ist, und der Campingplatz auch geöffnet hat. Wirklich ärgerlich, dass das gestern nicht geklappt hat, denn so schön war der Stellplatz in Port-Vendres wirklich nicht.


Da wir uns so langsam wieder heimwärts orientieren müssen, verzichten wir darauf auch noch den südlichen Teil der Cote Vermeille zu erkunden. Stattdessen begeben wir uns wieder ins Landesinnere.

Zunächst fahren wir bis Perpignan und dann auf der D117 Richtung Westen. Bei Maury biegen wir auf die D19 ab und erreichen auf einer schmalen steilen Straße den Parkplatz des Chateau Queribus. Ganz schön windig hier oben. Von hier aus muss man noch knapp 15 Minuten bergauf wandern, bis man die Ruine erreicht hat. Vorher dürfen wir aber noch 5 € Eintritts-
gebühr entrichten. An der Kasse weist man uns zwar darauf hin, dass oben ein recht heftiger Wind herrscht, aber davon wollen wir uns nicht abhalten lassen, wenn wir schon mal hier sind.

Was wir dann aber oben erleben, lässt sich mit Worten kaum beschreiben. Der Wind bläst so heftig, dass wir uns kaum auf den Beinen halten können. Elke gibt kurz vor dem Erreichen der Ruine auf, ich kämpfe mich noch bis zum Eingang vor. Kaum vorstellbar nimmt der Wind hier sogar noch an Heftigkeit zu. Mich befällt leichte Panik, und ich trete den recht ungeordneten Rückzug an.

Es ist wirklich unverantwortlich, die Leute bei solchen Wetterverhältnissen überhaupt hier hinauf zu lassen. Extrem gefährlich kann es dabei für Kinder werden, die dem Wind nicht viel entgegen zu setzen haben. Gerne hätten wir uns an der Kasse beschwert, aber dafür reichen unsere Französischkenntnisse leider nicht aus.

Wir setzen unsere Fahrt fort auf der kleinen, kaum befahrenen D14. Eine landschaftlich sehr reizvolle Strecke. Kurz vor Couiza fängt es leider an zu regnen. Den geplanten Abstecher nach Rennes-le Chateau, wo es einen am Steilhang gelegenen Bibliotheksturm zu besichtigen gibt, lassen wir daher ausfallen.

In Couiza biegen wir rechts auf die D118 ab und folgen dieser bis nach Carcassonne. Unser Ziel hier ist natürlich die berühmte Festungsanlage La Cité, die grösste in Europa. Wir folgen den Hinweisschildern, und plötzlich liegt die Anlage in ihrer ganzen Pracht vor uns. Sieht schon klasse aus.

Leider finden wir keinen Platz zum Anhalten, so dass uns die Gelegenheit für ein schönes Foto entgeht. An der Festung angekommen folgen wir den Hinweisschildern zu dem Parkplatz, der für Wohnmobile vorgesehen ist. Für 10 € Parkgebühr darf man hier auch übernachten. Unser Glück ist es, dass es schon nach 18:00 Uhr ist, und keiner mehr zum Kassieren da ist. Wir suchen uns ein Plätzchen für die Nacht und begeben uns auf einen Bummel durch La Cité.

Besonders beeindruckt sind wir jedoch nicht. Das Ganze ist geprägt von Andenkenläden (Kitsch ohne Ende) und Fressbuden, die einfach nicht in diese alten Gemäuer passen. Unvorstellbar welche Besuchermassen sich hier zur Hauptreisezeit drängeln müssen. Insofern sind wir noch gut dran, denn wir sind zur richtigen Jahreszeit (Nebensaison) und richtigen Uhrzeit (abends) hier.

In unserem Fazit sind wir uns anschließend einig: wenn man Carcassonne und La Cité nicht gesehen hat, hat man nicht viel verpasst. Damit liegen wir nicht gerade auf einer Länge mit vielen Reiseführern, die hier einen der Höhepunkte einer Südfrankreichreise ausgemacht haben. Aber wir geben hier ja auch nur unsere subjektive Meinung wieder.

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