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bulletReisebericht Schottland mit dem Wohnmobil: der Westen

9. Tag, Freitag, 03. Juni 2005
Broadford (Isle of Skye) – Staffin (Isle of Skye) — 69 km
Wetter: 17° C, Regen und Sonne


Ein vertrautes Geräusch weckt uns nach einer ruhigen Nacht. Heftiger Regen prasselt auf unser Womo-Dach. Doch ein Blick aus dem Fenster macht auch Hoffnung. Kaum zu glauben, aber auch die Sonne lässt sich blicken. In den nächsten paar Stunden wechselt das Wetter dann ständig, mal Sonne, mal ungemütlicher Regen.

Wir fahren nach Portree und halten am „Aros Experience Visitor Centere“. Für 4 ₤ p. P. Eintritt gibt es einen ziemlich langatmigen Film über Skye (ohne weitere Erklärungen) zu sehen und eine kleine Ausstellung über die hier wieder angesiedelten Seeadler. Ansonsten besteht der Komplex aus einem Restaurant und einem riesigen Souvenir-Shop. Nach unserer Meinung eher eine überteuerte Touri-Trap. Vorbeifahren wäre besser gewesen.

Auch Portree lohnt nicht wirklich einen Stopp, aber wenigstens ist hier das Parken ausnahmsweise mal kostenlos. Fish & Chips im Hafen kosten hingegen ein kleines Vermögen. 4,20 ₤ (rund 6 €) ist uns jedenfalls dieses fragwürdige kulinarische Erlebnis nicht wert.

Nördlich von Portree auf der A855 wird es immer schottischer. Single Track Road, grün so weit das Auge reicht und Schafe ohne Ende. Idylle pur. Ungefähr auf halber Strecke zwischen Portree und Staffin fahren wir den Parkplatz an, von dem aus man die Wanderung zum „Old Man of Storr“ beginnen kann. Ohne Regen absolvieren wir diese wunderschöne, ca. 2stündige Wanderung zu dem schwarzen Obelisken und seinen benachbarten Felsformationen. Von oben bieten sich herrliche Blicke auf das Meer.

Ein Stückchen weiter entlang der A855 gelangen wir zum „Kilt Rock View Point“. Ein schöner Aussichtspunkt auf hohe grüne Klippen und einen Wasserfall, der sich hier ins Meer ergiesst.

Wenig später erreichen wir Staffin und biegen rechts ab zum Staffin Caravan Park. Nanu, was ist denn hier los? Nichts, um genau zu sein. Der idyllische Platz liegt menschenleer vor uns, das Office ist verwaist. Haben die etwa gar nicht auf? Ein Aushang im Office gibt Auskunft. Wenn niemand da ist, möge man sich doch bitte ein Plätzchen suchen. Dieser Aufforderung kommen wir gerne nach, nachdem wir zunächst von den vorbildlichen V+E-Möglichkeiten Gebrauch gemacht haben.

Das Wetter hat sich mittlerweile völlig zum Positiven gewandelt. Viel Sonne, kaum Wind, einfach ideale Bedingungen für gemütliches Relaxen vorm Womo. Irgendwann kommt auch der nette Platzbesitzer vorbei, versorgt uns mit Info-Material, erzählt uns, dass er den Platz nur nebenbei betreibt und kassiert die Übernachtungsgebühr (12 ₤ inkl. Strom).

Ganz alleine dürfen wir dann dieses herrliche Plätzchen aber doch nicht geniessen. Gegen Abend kommen dann noch zwei weitere deutsche Womos, die sich natürlich direkt neben uns stellen, und ein britisches Paar mit Zelt.

Elke und ich unternehmen nach dem Abendessen noch einen kleinen Spaziergang nach Staffin. Unsere Erwartungen an den Ort waren jedoch etwas zu hoch. Aus dem geplanten Bier im Pub wird leider nichts, denn den gibt es in Staffin nicht. So trinken wir das Bier halt im Womo, während ich meinem Notebook die Erlebnisse des heutigen Tages anvertraue und dabei immer wieder aus dem Fenster und in den leuchtenden Abendhimmel schaue.





10. Tag, Samstag, 04. Juni 2005
Staffin (Isle of Skye) – Dunvegan (Isle of Skye) – 126 km
Wetter: 17° C, Sonne


Ein wunderschöner Tag. Zum ersten Mal frühstücken wir draußen. Nur ein paar Midges trüben das Vergnügen.

Bis wir endlich aufbrechen, ist es fast Mittag geworden. Was soll’s, uns treibt ja nichts. Wir haben Urlaub und leben einfach in den Tag hinein. Die Strecke, die nun folgt, ist Schottland vom Allerfeinsten. Strahlend blauer Himmel, sattes Grün, blaues Meer, Schafe ohne Ende und schmale Single Track Roads.

Gerne halten wir an den „passing places“ an, um den entgegenkommenden Verkehr vorbei- oder den von hinten überholen zu lassen. Jeder Stopp ist uns willkommen, um die eindrucksvolle Landschaft zu genießen. Eine echte Sight-Seeing-Tour.

Duntulm Castle erweist sich als eine eher unscheinbare Ruine. Trotzdem lohnt der Stopp wegen der schönen Lage oberhalb der Klippen. Das malerische Museumsdorf „Skye Museum of Island Life“ hat wegen eines Trauerfalls leider geschlossen. Schade, das hätten wir uns gerne angeschaut.

Die restliche Strecke der A855 bis Uig ist weniger spektakulär. Ganz im Gegensatz zu der Aussicht, die man von einem Parkplatz hinter Uig auf die Bucht geniessen kann.

Ein schönerer Platz für einen Lunchstopp lässt sich kaum finden. Währendessen beobachten wir das Auslaufen einer Fähre der Caledonian MacBrayne zu den Äußeren Hebriden.

Auf zweispuriger Strasse geht es in flotter Fahrt bis nach Dunvegan im Westen der Insel. Dann folgen wir der einspurigen B884 auf die Duirinish-Halbinsel, bis wir nach einer ca. 40-minütigen, reizvollen Fahrt am Neist Point, dem westlichsten Punkt von Skye, ankommen.

Von hier aus führt ein asphaltierter Wanderweg in etwa 30 Minuten zu einem Leuchtturm, der in exponierter Lage über den Klippen thront.

Die Landschaft ist grandios, und wir können uns kaum satt sehen an dieser tollen Landschaft. Der Abstecher lohnt sich allerdings nur bei schönem Wetter. Der Leuchtturm befindet sich übrigens in Privatbesitz und kann nicht besichtigt werden.





Wir fahren zurück nach Dunvegan und checken auf dem reizvoll gelegenen Kinloch Campground ein (9 ₤ ohne Strom). Der Platzwart ist sehr freundlich und macht seine Witzchen mit uns.

Wir freuen uns an der lange scheinenden Abendsonne und nehmen unser Abendessen draußen vor dem Womo ein. Erst als der Wind nachlässt, verziehen wir uns nach drinnen. Denn nun treten die Midges – wenn auch in erträglicher Anzahl — auf den Plan.

Auch heute machen wir noch einen späten Spaziergang durch den Ort. Es gibt sogar mindestens 2 Restaurants und ebenso viele Pubs. Diese wirken aber nicht besonders einladend, so dass es mal wieder nichts mit einem „Bier ohne Schaum vom Fass“ wird.




11. Tag, Sonntag, 05. Juni 2005
Dunvegan (Isle of Skye) – Applecross — 142 km
Wetter: 12° C, bedeckt, etwas Regen


Das schöne Wetter hat sich leider erst einmal wieder verabschiedet. Es ist recht kühl geworden und regnet ein wenig. Na gut, nach dem gestrigen Super-Tag wollen wir uns mal nicht beschweren.

Wir folgen der A863 bis nach Sligachan. Hier parken wir unser Womo und begeben uns auf eine Wanderung in Richtung der Cullins-Berge. An manchen Stellen ist der Pfad nicht ganz einfach zu gehen, da grosse Pfützen und Matsch das Fortkommen behindern.

Trotz des recht trüben Wetters eine schöne Tour entlang eines Baches mit kleinen Wasserfällen. Man könnte die Wanderung endlos ausdehnen, aber wir kehren nach einer Stunde um; auch auf Grund des stärker werdenden Regens.

Ein kurzer Einkaufsstopp noch in Broadford, wo der Supermarkt auch sonntags geöffnet hat, und dann verlassen wir Skye über die mittlerweile gebührenfreie Brücke bei Kyle of Lochalsh. Hier biegen wir links ab und fahren auf schöner Strecke Richtung Plockton.

Unterwegs kommen wir an einer Herde Highlander Cows vorbei (die Rindviecher mit den zotteligen Haaren) und nutzen die Gelegenheit für einen Fotostopp. Elke läuft mit der Kamera zurück, um ihr Foto zu schiessen. Als auch ich aus dem Womo aussteige, befindet sich meine Frau bereits wieder auf dem geordneten Rückzug – im Schlepptau ein Rindvieh mit bedrohlich spitzen Hörnern. Auf solche Nahaufnahmen war Elke nicht eingestellt, und die Situation entbehrt nicht einer gewissen Komik. Das Rindvieh zeigt dann allerdings überhaupt kein Interesse an uns, sondern zieht friedlich weiter.

Plockton erweist sich als nettes kleines Örtchen, malerisch am Loch Carron gelegen. Ein kleiner Bummel unterbricht die Fahrt. Anschliessend umrunden wir den Loch Carron und haben das nächstes Erlebnis der besondern Art in dem winzigen Kaff Attadale, das sich festlich herausgeputzt hat, indem man ein paar bunte Wimpel über die Strasse gehängt hat. Hängen ziemlich tief die Dinger. Ob unser Womo da wohl drunter her passt? Und schon hängen die Wimpel nicht mehr über der Strasse, sondern flattern lustig hinter unserem Gefährt her.

Da müssen wir nun doch anhalten, und sofort ist die Dorf-Jugend zur Stelle, um das Ereignis zu bestaunen. Wir steigen aus und werden freundlich empfangen: „Ihr hättet gestern zur Party hier sein sollen.“ „Das war doch sicher nur was für die jungen Leute“, gebe ich zu bedenken. „Nee, das wäre auch für euch o.k. gewesen“ lautet die ermutigende Antwort.

Ich klettere aufs Womo-Dach und hole die Wimpel herunter, die sich um die Sat-Schüssel gewickelt haben. „Have a nice rest of your holidays“ werden wir freundlich verabschiedet. Was man so alles erlebt!

Hinter Strathcarron biegen wir ab auf die A896 nach Lochcarron. Bei Tornapress biegen wir dann links ab Richtung Applecross, nicht ohne das große Hinweisschild aufmerksam zu studieren. Die Strasse ist im Winter unbefahrbar (haben wir jetzt nicht), für Fahranfänger (sind wir nicht) und Caravans sowie sehr große Fahrzeuge (sind wir auch nicht) ungeeignet. Los geht`s! Es folgt eine atemberaubende einspurige schmale und steile Passstraße, die auf 2053 Feet ansteigt (626 m). Die höchste Straße Schottlands. Eine tolle Strecke mit phantastischen Ausblicken.

Auf der anderen Seite landen wir in Applecross, einem kleinen Örtchen am Inner Sound. Hier ist zwar ein Caravan Park ausgeschildert, aber den finden wir nicht auf Anhieb. So landen wir unten am Wasser gegenüber dem Applecross Inn Hotel. Ein schönes Fleckchen, bestens geeignet zum Übernachten. Verbotsschilder sind auch keine zu sehen, die gibt es nur am benachbarten Parkplatz mit der öffentlichen Toilette. Also wagen wir es einfach. Ein holländisches Womo steht auch schon da.

Nachdem wir geparkt haben, suchen wir erst einmal den Pub des Hotels auf. Wenn man es schon einmal so bequem hat, muss man das natürlich auch nutzen. Urgemütlich der Laden und eine interessante Speisekarte, die auf großen Tafeln angeschlagen ist. Wir trinken ein Bier und beschließen, später zum Dinner hierhin zurückzukehren. Die eigentlich geplanten Spaghetti mit Pesto schmecken morgen auch noch.

Eine gute Entscheidung, wie sich herausstellt, denn das Essen ist phantasievoll zubereitet und hebt sich wohltuend von dem üblichen Pub-Food-Einerlei ab. Elke’s Langusten sind  — verglichen mit deutschen Preisen — sogar recht preiswert. Auch eine Flasche südafrikanischer Weißwein ist mit umgerechnet 15 €  keineswegs teuer. Und völlig kostenlos gibt es dann später noch einen schönen Blick aus dem Womo auf den sich verfärbenden Abendhimmel..







12. Tag, Montag, 06. Juni 2005
Applecross – Gairloch — 118 km
Wetter: 17° C, Sonne pur


Einer ungestörten Nacht folgt ein herrlicher Morgen mit wolkenlosem Himmel. Wir folgen der Küstenstraße um die Applecross-Halbinsel herum und geniessen immer wieder herrliche Ausblicke auf das Meer. Die Strecke ist ein Eldorado für Womo-Freisteher. Viele schöne Parkplätze und weit und breit keine Verbotsschilder.

Shieldaig erweist sich als ein pittoreskes Örtchen in traumhafter Lage. Weiter geht es durch die Torridon-Berge, in denen es viele Wandermöglichkeiten gibt. Diese ignorieren wir allerdings und erreichen dann Kinlochewe. Hier gibt es einen schönen Parkplatz neben einem Bach mit Toilette und Abfallbehältern. Wieder keine Schilder, die das Übernachten verbieten. Direkt gegenüber befindet sich ein Hotel mit gemütlich aussehendem Restaurant.

Etwa auf halber Strecke zwischen Kilochewe und Gairloch fahren wir einen wunderschön am Loch Maree gelegenen Picknickplatz an. Von der Hauptstrasse über eine 400 m lange Buckelpiste zu erreichen. Hier ist auch ein Wanderweg nach Poolewe ausgeschildert. Wir sind heute jedoch faul und begnügen uns mit einer ausgedehnten Lunchpause.

In Gairloch biegen wir links ab Richtung Melvaig. Der Reiseführer verspricht an dieser Strecke einen schönen Strand. Den gibt es tatsächlich und direkt dabei das traumhaft gelegene Sands Holiday Centre. Obwohl es erst drei Uhr nachmittags ist, beschliessen wir kurzerhand, auf diesem schönen Caravan-Park zu bleiben (12,50 ₤ inkl. Strom) und „Urlaub zu machen“. Strand, Dünen und strahlender Sonnenschein sind Argumente, denen wir uns einfach nicht widersetzen wollen.

Einen perfekten Stellplatz mit Ocean-View und direktem Strandzugang. Wann hat man das schon mal? Sicherlich einer der am schönsten gelegenen Campingplätze in Schottland. Elke nutzt die reichlich vorhandenen Wasch- und Trockenmaschinen für die große Wäsche zur Halbzeit unseres Urlaubs. Wir spazieren barfuß am Strand entlang und wähnen uns fast in der Karibik. Wären da nicht die etwas kühlen Wassertemperaturen.

 

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