1. Tag: Düsseldorf — Boston (MA) — Lawrence (MA): 56 km
Unser Flug von Düsseldorf nach London Gatwick hat eine Stunde Verspätung. Somit haben wir nur noch zwei Stunden Zeit zum Umsteigen in London, und das könnte knapp werden, da unser Anschlußflug nach Boston in London Heathrow startet. In Gatwick zieht es sich endlos hin, bis wir endlich die Maschine verlassen können und mit dem Bus zum Terminal gefahren werden. Wir sprinten zur Abfahrtstelle des Shuttle-Busses der Firma “Speedlink” und erfahren, dass wir uns erst bei British Airways einen Gutschein für die Fahrt besorgen müssen. Weitere Diskussionen sind zwecklos. Wir also wieder zurück ins Terminal, den zuständigen Schalter von BA gesucht, die Gutscheine erhalten und zurück zum Bus. Dort erhalten wir dann so ziemlich die letzten Fahrkarten für den Bus um 14:30 Uhr. Abflug nach Boston von Heathrow ist um 16:00 Uhr. Wir sind ziemlich sauer!
Unsere Laune bessert sich nicht gerade, als sich die Abfahrt des Busses auf 14:50 Uhr verzögert und die Fahrtzeit bis Heathrow mit 1 Stunde und 15 Minuten veranschlagt wird. Da können wir uns den Flieger nach Boston wohl abschminken! Elke scheint das weniger zu beschäftigen; sie macht erst mal ein Nickerchen. Ich vertreibe mir die Zeit damit, die Entfernungsangaben auf den Autobahnschildern nach Heathrow mit der geschätzten Geschwindigkeit des Busses in Relation zu setzen und unsere ungefähre Ankunftszeit zu schätzen. Das Ergebnis ist recht ermutigend, und ich beginne wieder zu hoffen. Zu unserem Glück ist heute Samstag und recht wenig Verkehr, und wir erreichen tatsächlich bereits um 15:40 Uhr Terminal 4 in Heathrow, welches — wieder Glück gehabt — als erstes angefahren wird. So sind wir gerade rechtzeitig zum Boarden an unserem Gate. Eins schwöre ich mir: Nie wieder einen BA-Flug zu buchen, der einen Flughafenwechsel in London erforderlich macht!
In Boston angekommen gehen die Unannehmlichkeiten weiter. Unser gesamtes Gepäck ist nicht da. Dieses Schicksal teilen wir mit einer ganzen Reihe anderer Passagiere. Also ab durch den Zoll und draußen am BA-Schalter anstellen und das fehlende Gepäck reklamieren. Die Dame von BA verspricht, das Gepäck so schnell wie möglich überall hin nachzusenden. Zum Glück haben wir diesmal alle Unterkünfte vorgebucht, so dass ich die entsprechenden Anschriften für die Nächte 2 — 4 aufgeben kann. Unaufgefordert erhalten wir als Entschädigung US-$ 300,-- in bar. Schlagartig ist der Ärger verraucht!
Anschließend stehen wir ziemlich lange am Hertz-Schalter an. Mittlerweile ist es so spät geworden, dass wir gemeinsam mit einem netten Paar aus Wuppertal, das unser Schicksal teilt, beschließen, den nächsten BA-Flug aus London abzuwarten. Vielleicht ist unser Gepäck ja in dieser Maschine. Wir gehen etwas trinken und werden anschließend wieder bei der BA vorstellig. Laut Computer sind tatsächlich zwei unserer drei Gepäckstücke dabei. Das Ehepaar aus Wuppertal hat leider eine schlechtere Quote: nur 1 von 4 Gepäckstücken. Es dauert dann noch ziemlich lange, bis wir die Sondergenehmigung erhalten, in den Zollbereich zurückzukehren und unser Gepäck abzuholen. Leider ist unser wichtigstes Gepäckstück nicht dabei, aber wir sind froh, überhaupt schon etwas zu haben. Am Ende sind schließlich vier Stunden vergangen, bis wir im Shuttle-Bus von Hertz sitzen, der uns nach 22:00 Uhr zu unserem Auto bringt.
Prompt verfahren wir uns beim Verlassen des Flughafengeländes und müssen umkehren und einen neuen Anlauf starten. Das Zurechtfinden wird durch viele Baustellen ziemlich erschwert. Endlich haben wir den Weg Richtung Boston gefunden, fahren durch den Boston Harbour Tunnel (US-$ 2,-- Maut) und gelagen auf die I-93 Nord. Nun ist die Orientierung einfach und nach 30 Meilen erreichen wir Lawrence, wo wir ein Zimmer im Hampton Inn (US-$ 79,--) reserviert haben. Es ist 23:00 Uhr (05:00 morgens deutscher Zeit), als wir endlich einchecken. Auf der Suche nach etwas Essbarem setzen wir uns noch einmal ins Auto und finden in der Nähe einen Wendy, dessen Drive Through noch geöffnet hat. Die Hamburger essen wir im Zimmer und fallen anschließend todmüde ins Bett.
Wie sich später im Verlauf der Reise zeigen sollte, wäre eine Reservierung nicht überall erforderlich gewesen. Insbesondere an der Küste gab es immer reichlich freie Unterkünfte. Voll hingegen war es überall dort, wo die Laubfärbung besonders intensiv ist, also in den White Mountains und den Berkshires. Im Vergleich zu den übrigen USA gibt es in Neuengland relativ wenig Motels oder Hotels der bekannten Ketten. Dafür gibt es ein riesiges Angebot an Bed & Breakfast-Häusern. Es ist bestimmt reizvoll, diese Art der Übernachtung auszuprobieren , wenn man bereit ist, etwas mehr Zeit für die Zimmersuche aufzuwenden. Denn anders als bei den Ketten, weiß man hier nicht, was einen erwartet, und auch das vorherige Reservieren ist nicht so einfach, wie bei den Buchungssystemen im Internet.
2. Tag: Lawrence (MA) — Portland (ME): 300 km
Leider werde ich schon um 4:00 Uhr wieder wach und kann nicht mehr einschlafen. Um 6:30 Uhr stehen wir schließlich auf und gehen in der Lobby frühstücken. Wie bei der Kette Hampton Inn üblich, gibt es ein gutes, im Preis eingeschlossenes, Continental Breakfast.
Nach dem Frühstück verlieren wir keine Zeit und machen uns über die I 495-East in Richtung Küste auf. Ab Newburyport folgen wir der Küstenstraße (Highway 1 North) Richtung Portsmouth. Diese sehr schöne Strecke beeindruckt sowohl durch landschaftliche Schönheit als auch durch imposante Villen. Portsmouth ist ein nettes Städtchen, das zum Bummeln geradezu einlädt.
Nach einem kurzen Stop fahren wir weiter nach Kittery, wo sich ein Factory Outlet an das andere reiht. Wir beginnen unsere Einkaufstour bei Etienne Aigner und treffen dort prompt das Ehepaar aus Wuppertal wieder. Angesichts des noch fehlenden Koffers, der günstigen Preise und der 300 US-$ “Taschengeld” von British Airways schlagen wir ungehemmt zu. Unser Kaufrausch dauert 3 ½ Stunden. Dann endlich setzen wir unsere Fahrt fort.
Nächster Stop ist Ogunquit, ein malerischer Ort direkt am Meer mit einem schönen breiten Sandstrand. Bei Sonnenschein und Temperaturen um die 20° C machen wir einen kleinen Strandspaziergang und anschließend einen Bummel durch den Ort. Weiter geht es nach Kennebunkport, der bekannten Sommerfrische von Ex-Präsident George Bush. Man merkt, dass Sonntag ist, da viele Ausflügler unterwegs sind. Es ist gar nicht so leicht, einen Parkplatz zu finden. Auch hier bummeln wir ein wenig herum, bevor wir uns auf die letzten Meilen zu unserem heutigen Etappenziel, der Stadt Portland, machen.
Es ist fast 19:00 Uhr, als wir Portland erreichen. Problemlos finden wir unsere Unterkunft, das Econo Lodge in South Portland. Leider ist der Laden schon ziemlich heruntergekommen. Für 71,-- US-$ haben wir jedenfalls schon wesentlich komfortabler geschlafen. Egal, wir verbringen ja eh nur ein paar Stunden hier. Schon sitzen wir wieder im Auto und brauchen ungefähr 10 Minuten, um in den Port District zu gelangen, das sehr schön restaurierte Hafenviertel von Portland. Wir sind nicht schlecht erstaunt, als wir plötzlich vor einem originalen Stück der Berliner Mauer stehen, das man als Denkmal im Hafen platziert hat. Anschließend bummeln wir durch die Gassen und entdecken eine Reihe von gemütlichen, aber nicht ganz billigen Restaurants. Leider macht uns der Jetlag noch etwas zu schaffen, und wir fühlen uns nicht danach “groß” essen zu gehen. Schließlich entscheiden wir uns für ein thailändisches Restaurant, wo es schnell geht und wir uns ein paar Kleinigkeiten teilen. Nach dem Essen haben wir es eilig, ins Motel zurückzufahren, da wir doch ziemlich müde sind.
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