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bulletReisebericht Costa Rica — Tag 9, Freitag, 26. November 2010

Santa Elena — Rincon de la Vieja NP: 157 km

Wie gestern begrüßt uns der Tag mit Sonnenschein. Daher nutzen wir die Gelegenheit und holen das gestern Versäumte nach und fahren noch einmal zum Sky Walk. Kostet ohne Führung 20$ und mit 30$. Nach den bisherigen Erfahrungen überlegen wir nicht lange und wünschen eine “guided tour“. Eigentlich gibt es die nächste Führung erst in einer Stunde, aber als wir zu erkennen geben, dass wir solange nicht warten möchten, bekommen wir kurzerhand eine Privatführung.

Auf einem Rundwanderweg von etwa 2,5 km Länge kommen wir über sechs Hängebrücken unterschiedlicher Länge (ca. 100 — 300 m). Eine einmalige Gelegenheit, den Nebelwald von oben zu erleben und den Bäumen auf die Krone zu blicken. Michael, unser Führer, weiß Vieles zu erklären. Einiges hatten wir gestern in Monteverde schon gehört und gesehen, aber es gibt auch viel Neues bzw. Ergänzendes zu erfahren. Am Beeindruckensten finden wir die Information, dass ein Baum hier bis zu 5 Tonnen an zusätzlichem Gewicht tragen muss. Soviel können die ganzen Epiphyten (Aufsitzerpflanzen) wiegen, die sich an einem Baum ihre Heimat suchen. Einen Baum, der ungefähr so ein Gewicht mit sich herumträgt, bekommen wir auch zu sehen.






































Interessant ist auch ein Tausendfüssler, den Michael entdeckt. Als er ihn in die Hand nimmt, rollt sich dieser zum Schutz zusammen. Michael bringt das Tier durch Reibung dazu, ein giftiges Sekret abzusondern: Zyankali. Wir riechen an dem Tier und nehmen einen mandelartigen Geruch wahr.

Die knapp zweistündige Führung war richtig toll, und wir sind froh, dass wir das noch mitgenommen haben. Am Parkplatz haben wir dann noch die Gelegenheit, einigen Wagemutigen beim Ziplining (Canopy) zuzuschauen. Anschließend fahren wir zurück zur Rustic Lodge, checken aus und sind um 11:00 Uhr wieder “on the road”, oder wie auch immer man diese Rumpelstrecke bezeichnen möchte.

Mehr als eine Stunde werden wir fürchterlich durchgeschüttelt und bahnen uns mühsam unseren Weg über kleine und große Steine und versuchen, so gut es geht, den zahlreichen Schlaglöchern auszuweichen. Die Durchschnittsgeschwindigkeit liegt bei maximal 15 km/h. Geradezu lächerlich wirken die Schilder am Straßenrand, die auf eine Geschwindigkeitsbeschränkung von 40 km/h hinweisen. Dafür aber hat man wieder einmal auf Orts-Hinweisschilder verzichtet. Zum Glück aber kennt das Navi den Weg.



Als wir endlich wieder Asphalt unter die Räder bekommen, vernehmen wir ein nichts Gutes verheißendes Geräusch von unserem rechten Hinterreifen. Sch…, der verliert Luft. Mit viel Glück erreichen wir gerade noch den nächsten Ort, Las Juntas, und fahren schon auf der Felge, als wir vor einer Autowerkstatt zum Stehen kommen. Sofort sind zwei Mann zur Stelle und wechseln den defekten Reifen gegen unser Reserve-Notrad. Die Radschrauben sind so fest angezogen, dass sie eine lange Stange als Hebel benutzen müssen, um diese zu lösen. Das hätten wir wohl mit unserem Bordwerkzeug im Leben nicht geschafft.

Nun können wir die Fahrt fortsetzen zu der nur einen Kilometer weiter entfernten Reifenwerkstatt. Dort wird der defekte Reifen repariert und wieder montiert. Kostet gerade mal 8.000 Colones (16$). Da waren die 10.000 Colones, die ich den Jungs von der Autowerkstatt vorhin in die Hand gedrückt habe, wohl etwas zu großzügig gewesen. Aber wir waren ja einfach nur froh, dass uns geholfen wurde (und dass wir noch bis in den Ort gekommen sind und die Aktion nicht bei wohlmöglich noch strömendem Regen alleine im Nirgendwo bewerkstelligen mussten).

Einige Kilometer weiter erreichen wir die Panamericana und biegen rechts Richtung Liberia ab. Ein großes Freiluftrestaurant, so eine Art Raststätte, kommt uns sehr gelegen für einen Lunchstopp. In Liberia steuern wir noch ein großes Einkaufszentrum an, versorgen uns mit frischem Bargeld aus dem Automaten und kaufen Getränke und ein paar Lebensmittel für den nächsten Wandertag in einem sehr gut ausgestattetem Supermarkt ein.

Knapp 5 km hinter Liberia zweigt eine gut zu befahrende Schotterpiste zum Rincon de la Vieja Nationalpark ab. Nach etwa 13 km erreichen wir unsere Unterkunft, Casa Rural Aroma de Campo. Eine abenteuerliche Zufahrt führt zu diesem schön gelegenen Bed & Breakfast. Zu unserer Überraschung werden wir auf deutsch begrüßt. Schönstes Recklinghausener Ruhrpott-Platt.

Unser Zimmer erweist sich als — nennen wir es mal — einfach und
durch ein zusätzliches Doppelstockbett etwas klein. Sicherlich nicht der Standard, den wir normalerweise bevorzugen. Aber es ist sauber, und für zwei Nächte wird es schon gehen. Aber man muss hier einfach das Gesamtbild sehen.

Die herzlichen Gastgeber, die alles tun, damit man sich wohlfühlt. Die total relaxte Atmosphäre, der große lange Holztisch, an dem sich alle Gäste zum Essen einfinden (Frühstück ist inklusive, 3-gängiges Dinner kostet 18$), der kleine erfrischende Naturpool, die vielen blühenden Pflanzen, zwei Hunde, ein Papagei. Das hat einfach was.

Zum Abendessen sind wir eine große Runde. 6 Holländer, 4 Deutsche und zwei Schweitzer. Die Gespräche drehen sich um das Übliche: Wo man gewesen ist, was man erlebt hat, und wo es noch hin geht. Das Essen ist lecker und reichlich. Gegen 22:00 Uhr haben sich alle in ihre Betten verzogen.




















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